Trekkingtour – Peaks of the Balkan
Ein Beitrag von Hendrik
In diesem Beitrag beschreibt Hendrik seine Trekkingtour mit Manu und einer Gruppe im Mai 2022 auf der einmaligen Trekking-Route Peaks of the Balkan. Das Kernstück der Trekkingtour geht über 4 Tage. Diesen Abschnitt der Tour sind die Beiden auch mit einer Gruppe gelaufen. Es besteht aber die Möglichkeit der Erweiterung. Wir bieten auch genau so die Trekkingtour in unserer Jugendreise Peaks of the Balkan an. Wenn ihr Interesse habt könnt ihr im Folgenden die Erlebnisse nachlesen.
Tag 1-5 als Gruppe
Tag 1: Plav – Abzweig Cerem (23.05.22)
Nachdem wir am Tag zuvor in Plav ankamen, uns mit dem Ort vertraut machten, mit einigen Dorfbewohnern ins Gespräch kamen und bereits in den Genuss einiger regionaler Köstlichkeiten kamen, wachten wir an einer Erhebung direkt am unter uns glitzernden Plavsko jezero auf. Unser Tagesziel war es, über den grasbewachsenen Rücken des Bora den Abzweig nach Cerem zu erreichen, der uns über eine Abkürzung über die albanische Grenze bringen würde. Kurz vor dem Anstieg wurden wir noch mit der Herzlichkeit eines alten Hirten namens Muminovid beschenkt, der uns verschiedene Formen frisch verarbeiteter Schafs- und Ziegenmilch als Stärkung für den Weg mitgab. Sein absolut zahmer Šarplaninac (Hütehunderasse) machte einen ebenso friedlichen und freundlichen Eindruck. Trotz Donner und Regen, einer hellen strato Wolkendecke gelang uns der schwierige Aufstieg über kleine, aber steilere Schneefelder. Auf dem Bajrak (2044m) gabs eine wohlverdiente Mittagspause mit wunderschönem Panorama, die allerdings nur kurz anhielt, weil es sehr windig war. Vom angrenzenden Bora aus, konnten wir bereits die Kosovarischen Berge sehen. An unserem geplanten Übernachtungsplatz angekommen, machten wir dann bei schwierigsten Bedingungen Feuer, an dem wir uns wärmen und unser Abendessen zubereiten konnten.
Tag 2: Abzweig Cerem – Vusanje – Hirtenhütten (24.05.22)
Nach einer friedvollen Nacht unter dem Sternenhimmel bzw. für manche von uns unterm Tarp erfolgte der Abstieg nach Vusanje. Dort wartete ein etwas ausgedehntes Mittagessen in einem Restaurant an einem Wasserfall auf uns. Zudem bescherte uns die Gastfamilie Voucetaj eine große Freude, indem sie uns ein umfangreiches Lunch Paket für den Weg zubereitete. Auf dem weiteren Weg ließen wir das Blaue Auge Oko rechts liegen. Bis zur Grenzpyramide Montenegro / Albanien war es ein sehr angenehmer durch ein frisches, erblühendes Waldstück. Die Wasserquelle vor dem angrenzenden Schlangensee war glücklicherweise noch nicht ausgetrocknet, sodass wir uns für das Abendessen gut versorgen konnte. Als wir dann nach einem leichten Anstieg aus dem Wald herauskamen, konnten wir unseren Augen kaum trauen, als uns eine Auenlandähnliche Landschaft empfing. Links und rechts der weitläufigen, saftiggrünen Wiesenfläche erstreckten sich hohe Felswände, die uns das Gefühl von Geborgenheit kamen. Nachdem wir unser Lager an verlassenen Hirtenhütten aufschlugen und es uns nach einem netten Lagefeuer in unseren Tarps gemütlich machten, konnten wir dem Wolfsgeheul noch ein bisschen lauschen, bis wir langsam ins Land der Träume glitten.
Tag 3: Hirtenhütten – Theth (25.05.22)
Diese Etappe war eine der längsten, aber definitiv auch eine der schönsten der gesamten Tour, da sie zwischen den höchsten Gipfeln des Prokletje Gebirges entlang ging. Die ehemalige Verbotszone während des albanischen Kommunismus im Grenzgebiet Montenegro und Albanien ist heute ein Genuss für alle Sinne: Die türkisblauen Quellen im Ropojona-Tal, viele Kessel, kleinere Schneefelder und schließlich die karstige Felslandschaft um den Qafa e Pejsës (Peja-Pass) begleiten uns auf unserem Weg nach zum Ort Teth, den wir schließlich durch einen langen Abstieg, umsäumt von mehreren, sich schlängelnden Bachläufen, erreichten. Als wäre die Tour selbst nicht schon genug Highlight gewesen, bittet uns am Ortseingang ein Dorfbewohner zu sich auf seine private Wiese, auf der wir unser Lager einrichten und auch schlafen konnten.
Tag 4: Teth – Valbona (26.05.22)
Die heutige Etappe führt uns über den Qafa e Valbone (Valbona-Pass), der schon seit jeher von Menschen für ihre Handelsrouten genutzt wird. Nicht nur Wanderer sind hier unterwegs, auch finden wir unterwegs einige Feuersalamander, die sich zwischen den heißen Steinen vor der prallen Sonne verstecken, aber auch entdeckten wir Wolfsspuren sowie Bärenhaare an zwei Bäumen, die wir auf unserem Weg passierten. Der Valbona-Pass bot uns eine fabelhafte Aussicht. Von dort aus mussten wir allerdings eine Alternativroute einschlagen, weil die Originalroute auf Grund eines Schneefeldes gesperrt war. In Valbona angekommen, empfingen uns auch schon Arben und Farihe Selimaj mit hochausgestreckten, winkenden Armen von weitem. Das Gästehaus, das die beiden leiten, wurde uns von einer Freundin empfohlen, die in der Region auch Rafting Touren anbietet. Die nie enden wollenden Gespräche beim gemeinsamen Abendesse und ihre Fürsorglichkeit wurden durch die malerische Lage am Fluss nochmal vervollkommnet.
Tag 5: Valbona – Cerem (27.05.23).
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem ausgedehnten, herzhaften Abschied begaben wir uns nun auf den Weg nach Cerem. Diese Teilstrecke war gekennzeichnet durch einen abenteuerlichen Umweg, den wir uns selbst ausgesucht hatten. Nicht nur die Alternativroute, sondern vorm allem die Art und Weise, wie wir unser Etappenziel erreichten war, sagen wir mal, recht unkonventionell. Über provisorisch angelegte Holzstämme, die wir als Brücken nutzten, konnten wir fließende Bäche überqueren, um zum oberen Teil des Dorfes zu gelangen, in dem wir uns mehr Infos für Übernachtungsgelegenheiten erhofften. Cerem schien – bis auf ein paar Ziegen, Hunde, Pferde und Katzen – einfach komplett verlassen. Als wir dann im oberen linken Teil ankamen, gelangten wir widererwarten ins Guest house Kujtim Gocai. Dort trafen wir zum ersten Mal auf andere Wandersgruppen, mit denen wir uns dann bei gemeinsamer Bohnensuppe und witziger Stimmung unsere Geschichten der letzten Tage auf dem Peaks oft he Balkans erzählten…
Abschlussgedanken:
Geschafft! Ich bin enorm stolz auf meine Freunde und mich, dass wir die Tour unter teilweise sehr widrigen Umständen gegangen sind und mit allen Problemen vor und während der Tour einen Umgang gefunden haben. In seichterer Umgebung, weniger anspruchsvollem Gebiet, das man im besten Fall schon kennt, gibt es natürlich mehr Raum und Energie für zwischenmenschliche und innerpsychische Prozesse. Wenn sich aber der Fokus auf Grund der Anforderung der Tour auf Orientierung, Wetter, Wildtierbegegnungen, Fitness, Schlafen und Essen verschiebt, bleiben nicht mehr so viele Kapazitäten für andere Dinge. Somit verschiebt sich der Charakter der Tour. Dieser ist dann mit einer anderen Qualität bzw. von einem anderen Fokus geprägt. Mit entsprechender Vorbereitung und einer gut abgestimmten, geteilten Leitung ist das dennoch eine einzigartige Wildnistour, die ich auch gerne anderen Menschen ermöglichen möchte. In einer geführten Gruppenkonstellation wäre es demnach sinnvoll, die Etappenlängen ein wenig anzupassen bzw. die Tourenlänge insgesamt. Ich bin unfassbar dankbar für das Erlebte – sowohl in der Gruppe als auch für das Alleinsein. Zu dieser Wanderung möchte ich auch andere Menschen dazu einladen, dieses spektakuläre Gebiet mit ihrem eigenen Leib zu erfahren. Nicht nur sich selbst, sondern auch v.a. der Natur da draußen, aber auch anderen Menschen dadurch ein Stück näher zu kommen 😊
„Sehr eindrücklich fällt mir immer die
Harmonie in der Natur auf, in der alles seinen Platz hat und vom Prinzip des Entstehens
und Vergehens durchwirkt ist. Dies zu erkennen, gibt mir Hoffnung, dass sich auch
meine inneren Widersprüche und Spannungen harmonisieren lassen.“ M.K.