Kritik an der Waldorfpädagogik & Anthroposophie

 

 

Das anthroposophische Milieu macht auf den ersten Blick ein sehr ansprechenden Eindruck. Die Farbgebung und Gestaltung der Gebäude sowie  auch der Inhalte sehen sehr alternativ aus und man hat den Eindruck mit einem sehr humanistischen Konzept zu tun zu haben.

Befasst man sich aber länger mit dem Weltbild schwindet der erste Eindruck.
Die Anthroposophie oder besser Waldorfpädagogik zählt zu der Reformpädagogik des 19. Jahrhundert genauso wie die Erlebnispädagogik.
Meine Erkenntnis ist, dass die Waldorfpädagogik leider nicht mit dem humanistischen Weltbild vergleichbar ist.

Woran mache ich das fest?

1. Rudolf Steiner der Begründer der Anthroposophie beschreibt in dem Buch die Theosophie ein rassistisches Weltbild. Die dort aufgeführte Wurzelrassentheorie besagt, dass z.B. die dunkelhäutige Rasse nicht mit der weißen Rasse gleichgesetzt werden kann. Die weiße Rasse verfügt über Geist also analytischem Denken, die dunkle Rasse würde sich eher auf der emotionalen Ebene befinden, also eher gleichgesetzt mit einem Tier sein.

Das entspricht natürlich absolut keinem humanistischen Weltbild

2. In der Waldorfpädagogik schließt Steiner durch das äußere Erscheinungsbild von Menschen auf seine persönlichen Eigenschaften. So soll z.B. ein blondes blauäugiges Mädchen auch ein engelsgleiches Wesen haben. Trifft dies nicht zu, so müsste der Pädagoge intervenieren und diese Eigenschaften in dem Kind fördern.

3. Rudolf Steiner vertritt in seinen Schriften auch ein mittelalterliches Weltbild. So glaubt er an das mittelalterliche Prinzip: Wie im Himmel so auf Erden“. An einer weiteren Stelle beschreibt Steiner, dass der Himmel hierarchisch aufgebaut ist. An oberster Stelle steht Gott und darunter reihen sich die Engel nach Macht und Stärke auf. Überträgt man diese Weltsicht auf das Prinzip „Wie oben so unten“ so kann man daraus schließen, dass er auch ein autoritäres politisches System in der hiesigen Welt befürwortet.

4. Steiner verunglimpft meiner Meinung nach die Errungenschaften der französischen Revolution. Er fordert z.B. Brüderlichkeit nicht in allen Lebensbereichen sondern hebt Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben hervor. Die Errungenschaften der französischen Revolution gehen ja viel weiter und forderern Brüderlichkeit in allen Bereichen. Das ist ein Rückschritt und kein Fortschritt in der gesellschaftlichen Entwicklung.

5. Weiterhin ist es wichtig zu sehen woraus sich die Anthroposophie entwickelt hat. Steiner war Mitglied der Theosophischen Gesellschaft. Diese ist ein Zusammenschluss von Esoterikern die das Wissen von allen Religionen und Glaubensvorstellung in einer Glaubensvorstellung vereinen wollen. In der Theosophischen Gesellschaft befanden sich auch so obskure Persönlichkeiten wie Aleister Crowley. Dieser war der bekannteste Schwarz-Magier seiner Zeit und gehörte zu den guten Bekannten von Rudolf Steiner. Die Vorsitzende der Theosophen Helena Blavatzki hat ein Buch verfasst: Die Geheimlehre. Aus diesem Buch gehen fast alle Glaubensvorstellungen und Lehrmeinungen von Rudolf Steiner hervor. Rudolf Steiner trat aus der Gesellschaft aus, weil er mit der Ansicht der Theosophen das Jesus eine Wiedergeburt von Krishna ist nicht zurecht kam. Als ehemaliger Goethewissenschaftler stand für ihn Gott oder Jesus an oberster Stelle. Deshalb gründete er die Anthroposophie und schrieb dieses theosophische Gedankengut auf seinen neuen Ansatz die Anthroposophie mit dem Schwerpunkt auf Gott um. Die Glaubenssätze in beiden Strömungen werden frei nach eigenem Belieben zusammengefügt, teils aus dem Kontext gerissen und frei nach eigen Vorstellungen zusammengesetzt.

6. Steiner hat sich irgendwann von der streng wissenschaftlichen Arbeiten abgewendet in der  aus Fakten Schlüsse gezogen werden. Sein Ansatz war dann seine Visionen nur noch zu untermauern.

Ich selber habe eine anthroposophische Ausbildung besucht. Ich bin ausgebildeter anthroposophischer Krankenpfleger. Das pädagogische Konzept empfand ich sehr entmündigend.
In der Waldorfpädagogik wird eine kritische Auseinandersetzung, so wie ich es erlebt habe  mit kritischer Auseinandersetzung nicht viel anfangen zu können. kritische Fragen meinerseits wurden meist nicht beantwortet. Es wurde sehr oft mit einer Gegenfrage reagiert. Es wurde argumentiert, wenn ich mich ausreichend mit der Thematik beschäftigen würde, erkenne ich die Richtigkeit der Aussage. Mir würden einfach ein paar Entwicklungsschritte fehlen. Grundsätzlich hätte ich aber extrem gute Veranlagungen. Eine Phrase die ich oft zu hören bekam ist: „Ich wäre ein ungeschliffener Diamant.“ Was ich daraus verstanden habe war: Glaube schön das was wir sagen, dann bist du ein ganz wertvoller Mensch. Aus meiner Sicht miese Bauernfängerei!

Die schlimmste Aussage die ich zu hören bekam war während eines Vortrags über Karma, also Wiedergeburt. Darin behauptete der Dozent das Kinder die in der Familie misshandelt werden sich quasi aufopfern um das Familiensystem wieder zu gesunden. Sie sind deshalb auf die Welt gekommen und das wäre ihre karmische Aufgabe. Das ist Menschennverachtend geradezu pervers. Auf die Kritik wurde wiederholt wie oben beschrieben reagiert. Ich soll länger drüber nachdenken und dann würde ich es schon verstehen.
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Als Freund der Aufklärung begrüße ich es, wenn auf kritische Fragen auch klare Antworten gegeben werden, anstatt das man abgeschoben wird.

Meine Ansicht nach steckt viel Potenzial in dem Konzept der Anthroposophie. Allerdings ist eine Reform der Anthroposophischen Gesellschaft dringend notwendig. Ansichten die Anfang des 19 Jahrhundert salonfähig waren sind heute nicht mehr tragbar. Nach den Geschehnissen des Dritten Reiches ist dringend eine Distanzierung von Ansichten Rudolf Steiners notwendig. Es muss der Wandel zu einem demokratischen und antirassistischen Weltbild erfolgen. Weiterhin muss auch eine Lösung von der Person Rudolf Steiners erfolgen, um eine Öffnung für eine Weiterentwicklung zu schaffen..  Erst dann kann man sich guten Gewissens dem anthroposophischen Konzept anschließen.