Der Artikel ist noch nicht ganz fertig. Ich veröffentliche ihn trotzdem, da gestern unsere Materialkunde Einweisung war und ich den neuen Teilnehmenden gerne meine Gedanken zur Zeltauswahl zur Verfügung stellen möchte.
Seit 9 Jahren sind wir mit dem Power Lizard SUL 1-2 von VAUDE auf Tour und sind sehr zufrieden. Es wiegt 1 kg. Unsere Touren dauerten max. 6 Wochen. Selbst mit Hund kamen wir gut zurecht. Im April 2024 starten wir auf dem Pacific Crest Trail und wollen einen True Hike versuchen. Am Anfang geht es durch die Wüste und später über Pässe die 4000m hoch sind. Wir stoßen also auf Hitze, Kälte und evtl. Starken Wind. Außerdem sind wir 6 Monate und nicht 6 Wochen unterwegs.
Für diese Bedingungen sahen wir das Power Lizard als nicht geeignet an. Für die Hitze brauchen wir ein Zelt bei dem nur das Innenzelt aufgestellt werden kann. Das geht bei meinem der ersten Generation nicht. Das Gestänge hat eine Stärke von 7mm, anstatt wie bei den aktuellen Zelten von 8mm, wodurch es etwas windempfindlicher ist. Außerdem sollte es zwei Eingänge haben, damit Silja nicht immer über mich klettern muss. Zudem sollte es sturmstabil und gut zu reparieren sein.
Natürlich dazu noch leicht und einfach aufzubauen sein und Sitzhöhe aufweisen. Zu Beginn haben wir deshalb Trekking Pole – Zelte ausgeschlossen. Dackel Garagen kamen damit auch nicht in Frage.
Zuerst fiel der Blick auf das Hubba Hubba von MSR. Es wiegt 1.55 kg. Silja war mit einem Hubba Hubba ein Jahr auf Weltreise und sehr damit zufrieden. Es gehört nicht zu den leichtesten Zelten, aber es ist solide gebaut und ist ein guter Allrounder. Mir gefällt es aber nicht, da es über ein Verbindungsstück im Gestänge verfügt. Bei Bruch kann ich es nicht reparieren. Das ist ein absolutes No-Go. Mir sind schon mehrmals Gestänge gebrochen. Diese habe ich einfach mit der Reperaturhülse o.ä. wieder einsatzfähig bekommen.
Aus dem gleichen Grunde fiel das Nemo Hornet raus. Es wiegt nur 780 Gramm. Es hat ein Verbindungsstück und nur einen mittigen Gestängebogen. Außerdem sind die Seitenwände nicht bis ganz nach unten gezogen. damit ist es für den Sommer sehr gut geeignet, aber nicht für die kühleren und feuchten Jahreszeiten.
Das war ein weiterer Ausscheidungsgrund, ich wollte ein sturmstabiles Zelt haben. Zelte mit nur einem Gestängebogen der über das ganze Zelt geht machen mich skeptisch. Mit dem Power Lizard haben wir bisher immer einen wind geschützen Platz gefunden. Bei täglichen 30 km Gehzeit ist die abendliche Ruhezeit extrem wichtig. Die will ich nicht mit Zeltplatz suche verbringen, wenn es sich vermeiden lässt.
Das Tiger Wall von Big Agnes schied zudem aufgrund der sehr steil aufragenden Wände aus. Diese Art von Zelten sind in den USA gebaut und dafür konzipiert. Auf dem Pacific Crest Trail und auf ähnlichen Trekkingtouren muss man vielleicht nicht mit so viel Wind und schlechtem Wetter im Sommer rechnen. In Nordeuropa aber schon. Die meisten unserer Touren der letzten Jahre fanden in Lappland statt. Dort kann es auch im Sommer sehr regnerisch, kalt und windig sein.
Einer meiner Teilnehmer hat das Slingfin Portal 2 (1490 gr.).Zunächst war ich total begeistert. Extrem viele Abspannmöglichkeiten, innen zusätzliche Verspannungen, leicht genug, geräumig und was mich total begeisterte waren die zusätzlichen Zipper. Falls die regulären Zipper defekt sind werden die Zweiten als Ersatz genommen. Sehr nachhaltig genial! Aber nein es ist doch nicht geeignet. Es wird zum Teil sogar als Vier Jahreszeiten Zelt gepriesen, was ich für völlig übertrieben ansehe. Kein vernünftiges 3 Jahreszeiten Zelt ist innen komplett mit Mesh ausgestattet.
Wenn es stürmt ist es innen sehr zugig und es kann sein, dass Regen durch den starken Wind unter dem Außenzelt durch kommt und es innen feucht wird. Auch durchgefallen. Weitersuchen!
Wir entschieden uns letztendlich für das Copper Spur von Big Agnes. Leicht 1,3 kg, zwei Gestängebögen und innen halb Stoff halb Mesh. Zwei Eingänge. Perfekt.
Zuhause aufgebaut war ich extrem enttäuscht. Mir erschien es zunächst total fragil. Sehr steile Wände. mäßige Abspannmöglichkeiten und das Gestänge erschien mir auch nicht sehr solide zu sein.. Um es richtig aufzubauen, muss ich doch an den Seiten das Außenzelt abspannen damit es nicht auf dem Innenzelt aufliegt und damit undicht ist. Außerdem ist eine Lüftung im oberen Teil des Zeltes eingebaut die nur mit einem 1 cm großen Klettverschluss verschlossen wird. Bei richtig Wing hält es nicht und flattert dann die Klappe im Wind und damit kann natürlich Regen eintreten.
Wor waren total ratlos. Alle aktuellen Zelten entsprachen nicht unseren Vorstellungen. Sollten wir einfach beim Power Lizard bleiben. Bei der neue Version soll es ja möglich sein, nur das Innenzelt aufstellen zu können und dann muss Silja eben über mich klettern. Mich stört es nicht und vielleicht arrangiert sie sich ja damit. Nein für ein halbes Jahr ist es auch sehr eng.
Dann vielleicht doch der Traum vieler Nordlandreisenden ein Hilleberg Zelt. Vor vielen Jahren hatte ich ein Nalo 2 und ich bin heute noch über den Verlust sehr traurig.
Wenn dann aber kein Tunnelzelt sondern zumindest ein Igluzelt oder ähnliches. Wir haben dann das Hilleberg Niak mit 1,7 kg ins Auge gefasst. Eines der leichtesten Zelten von Hilleberg. Wie man auf dem Foto sieht sind die Setenwände bis nach unten gezogen und das Innenzelt besteht aus Stoff. Ideal für den Norden. In der Wüste nicht ganz so gut. Es kann aber auch nur das Innenzelt aufgestellt werden. Bei diesem Zelt muss die Apside trotz doppeltem Gestängebogen mit einem Hering zwingend abgespannt werden. Da wir beide Knieprobleme haben und darin die größte Gefahr für ein Scheitern auf dem Pacific Crest Trail ansehen war es dann letztendlich uns doch zu schwer und wir suchten lieber noch einmal weiter.
Vielleicht sollten wir doch ein Trekkingstock Zelt mit in die Auswahl aufnehmen. Ist beim Aufbau umständlicher dafür aber leicht. Einen Kompromiss müssen wir eingehen sonst finden wir nie ein passendes Zelt.
Gosamer Gear The Two fiel genauso wie das Zpacks Duplex (512gr.) oder das Six Moon Designs Lunar Duo Outfitter (1515 gr.) wegen dem durchgängingen Mesh aus der Auswahl raus, da wir es als nicht ausreichend windgeschützt für unsere Wanderungen empfinden. Als Sommerzelt vielleicht OK aber nicht als drei Jahreszeiten Zelt fürs Trekking in Skandinavien.
Deshalb haben wir uns für ein Durston Zelt entschieden. Das X Mid 2 Solid von Durston ist ein riesiges 2 Personen Zelt und hat sogar Stoff im Innenzelt. Es wiegt dabei auch nur 1 kg . Die Zeltwände steigen nicht so steil auf wie bei anderen Zelten was gut für die Windstabilität scheint. Dafür sind die Zeltwände aber sehr groß. Das X Mid pro hat innen komplett Mesh weshalb es nicht für uns in Betracht kam. Dafür ist es aber aus Dynema und somit stabil und sehr leicht. Nachteil des X Mid Solid ist, dass das Fly nicht aus Nylon ist und somit nicht so lange haltbar ist. Auch die große Standfläche kann Schwierigkeiten bei der Platzwahl bereiten. Wir hatten vor, falls es sich bewährt, sogar das Außenzelt aus Dynema selbst neu zu nähen, damit es leichter und haltbarer wird. Jedoch nach 17 Tagen auf dem Pacific Crest Trail haben wir uns dagegen entschieden und werden nach dem Pacific Crest Trail und ein anderes Zelt zulegen. Wer die Gründe dafür wissen möchte kann unseren Erfahrungsbericht mit dem Durston X -Mid 2 Solid
Fazit: Für den Sommer wäre das Slingfin Portal 2 meine Wahl. Für Skandinavien das Hilleberg Niak. Der Kompromiss war für uns das Durston X-Mid 2 solid. Wenn ich aber in Zukunft wieder alleine in Skandinavien unterwegs bin werde ich wieder das Power Lizard SUL 1-2 mitnehmen wegen der kleineren Standfläche und für uns gemeinsam wird es wahrscheinlich das Hilleberg.
Sobald wieder mehr Zeit ist werde ich noch meine Ausrüstung für den PCT veröffentlichen und meine Ultra leicht Packliste für Skandinavien aktualisieren.