“Konzepterstellung therapeutisches Imkern“
vorgelegt von Judith Krah
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung……………………………………………………………………………………………………………………………………3
2 Definition tiergestützteTherapie…………………………………………………………………………………………………..4
3 Geschichtliche Entwicklung der tiergestützten Therapie……………………………………………………………….4
4 Zielgruppen für therapeutisches Imkern und ihr Krankheitsbild…………………………………………………….6
4.1 Kinder und Jugendliche mit Verhaltensstörungen……………………………………………………………………..6
4.2 Psychische Erkrankungen……………………………………………………………………………………………………….7
- 3 Menschen mit geistigen Behinderungen …………………………………………………………………………………9
5 Was fördert therapeutisches Imkern? ………………………………………………………………………………………..10
5.1 Umgang mit Ängsten……………………………………………………………………………………………………………10
5.2 Bildung und Aufbau von Vertrauen ……………………………………………………………………………………….10
5.3 Steigerung des Selbstwertgefühls………………………………………………………………………………………….10
5.4 Konzentrationsfördernd……………………………………………………………………………………………………….11
5.5 Aggressionsbewältigung ………………………………………………………………………………………………………11
5.6 Frustrationsbewältigung ………………………………………………………………………………………………………11
5.7 Positive Auswirkung auf Sozialverhalten / Sozialkompetenz……………………………………………………..12
5.8 Wahrnehmungen schulen…………………………………………………………………………………………………….12
5.9 Lebenssinn / Lebensantrieb / Lebensmut finden……………………………………………………………………..12
5.10 Erfolgserlebnisse fördern……………………………………………………………………………………………………13
6 Beispiel Forensischen Psychiatrie Mainkofen und Justizvollzugsanstalt Offenburg ………………………13
6.1 Forensische Psychiatrie Mainkofen ……………………………………………………………………………………….13
6.2 Strafvollzuganstalt Offenburg ……………………………………………………………………………………………….14
7 Das Wesen der Bienen ……………………………………………………………………………………………………………….15
8 Praktische Umsetzung therapeutischen Imkerns / Vorgehensweise ………………………………………………17
8.1 Organisationsformen …………………………………………………………………………………………………………..17
8.2 Am Bienenstand………………………………………………………………………………………………………………….18
1 Einleitung
Dieses vorliegende Konzept umfasst eine Anleitung für therapeutisches Imkern, als Angebot
für Einrichtungen oder als externe Dienstleistung.
Im Gegenzug zu dem mittlerweile sehr weitverbreiteten Konzept der tiergestützten Therapie,
wird therapeutisches Imkern bislang deutschlandweit nur in zwei Einrichtungen angeboten.
Die Form der externen Dienstleistung ist dabei ein noch nicht erprobtes Therapieangebot und
soll hiermit ein neues Konzeptangebot darstellen mit größerem Spielraum.
Die Zielgruppe ist frei wählbar und es kann individuell auf Fähigkeiten und Bedürfnisse
eingegangen werden.
Ist von therapeutischen Imkern die Rede, so wird dieser Begriff häufig mit der Apitherapie
assoziiert. Die Apitherapie wird zu medizinischen Zwecken eingesetzt, indem die
Bienenprodukte Honig, Propolis, Bienengift, Pollen, Gelee Royal und Bienenluft genutzt
werden. Das spielt jedoch beim therapeutischen Imkern nur eine Nebenrolle, da diese
heilsamen Stoffe den Imker während der Arbeit am Bienenstock umgeben. Der Duft begleitet
den Imker bei jedem Öffnen der Kästen und auch das Probieren des frischen vitaminreichen
Honigs oder des säuerlich scharf schmeckenden Gelee Royals bietet sich gut an. Stiche der
Bienen können nicht immer so gut vermieden werden, was die Aufnahme des heilsamen
Bienengifts begünstigt.
Mit der Tätigkeit als Imker wird eine Beziehung zu dem Bienenvolk aufgebaut, die Vertrauen
zu den doch für viele Menschen gefahrdarstellenden Tieren gibt. Die Arbeit mit den Bienen
stärkt das Selbstvertrauen und schafft neue Lebensperspektiven. In der heutigen Zeit geht der
Bezug zur Natur in der stark technisierten Welt immer mehr verloren. Das Wissen darüber wie
unsere Lebensmittel produziert werden und woher sie stammen, rückt in den Hintergrund. Für
die Klienten eröffnet sich durch den Kontakt mit den Tieren ein neues Feld, indem sie
Naturprozesse kennenlernen und in Kontakt mit der Natur kommen. Ein wichtiger Bestandteil
beim Imkern ist, die Entwicklung der Flora, sowie klimatische und meteorologische
Verhältnisse im Blick zu haben, denn diese sind aussagekräftig für die Stimmung im Volk.
In diesem Konzept möchte ich aufzeigen, welche Bedeutung der Arbeit mit den Bienen
zukommt. Einführend möchte ich eine Definition tiergestützter Therapien und ihrer Entwicklung
geben, sowie ein konkretes Beispiel therapeutischen Imkerns aufführen.
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in den Bereichen der Förderung durch therapeutisches
Imkern, der genauen Vorgehensweise des Therapieangebots mit den Bienen und was dabei
beachtet werden muss.
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2 Definition tiergestützte Therapie
Tiergestützte Therapie ist ein Behandlungsverfahren zur Heilung von Symptomen bei
psychisch / neurotischen und neurologischen Erkrankungen, Kindern und Jugendlichen mit
Entwicklungsstörungen, Senioren und Menschen mit geistigen Behinderungen. Es werden
verschiedene Tierarten eingesetzt, z.B. Pferde in Form von Reittherapien, Hunde, Katzen,
Delfine oder Lamas, aber auch Nutztiere wie Schafe und Ziegen. Mit dem Einsatz von Tieren
soll eine Beziehung zum Tier aufgebaut werden, die positives Erleben und Verhalten fördert.
Die zu therapierenden Menschen interagieren mit den Tieren, sie kommunizieren über ein Tier
oder werden für es tätig. Ziele der Therapie sind körperliche, kognitive und emotionale
Funktionen wiederherzustellen und zu erhalten. Es werden Wahrnehmungen geschult und die
Konzentration auf eine Tätigkeit gefördert und damit ermöglicht, dass entsprechend der
Fähigkeiten agiert und partizipiert werden kann. Das Wohlbefinden soll verbessert werden mit
zielorientierten Maßnahmen, die Bedürfnisse des jeweiligen Klienten befriedigen.
Die Therapieformen werden als Einzel- oder Gruppentherapie angeboten. Bei den
Einzeltherapien fungiert das „Therapiepaar“ als Einheit, die Bindung zum Tier ist sehr stark.
Bei Gruppentherapien steht der Gruppenprozess und Zusammenarbeit als Team im
Vordergrund. Die Therapie wird unter tierethischen Grundsätzen durchgeführt. Soziale
Kompetenzen werden geübt und sollen im Umgang mit den Mitmenschen übertragen werden.
Starke emotionale Empfindungen wie Wutausbrüche, Angstzustände oder Frustration lassen
sich überwinden.
Mit einer anschließenden Reflexion können aufsteigende Emotionen und Erlebnisse
besprochen werden und durch eine prozess- und themenorientierte Therapieweise zu einer
Auflösung der Themen führen.
3 Geschichtliche Entwicklung der tiergestützten Therapie
Zunächst ist ein Rückblick über die Veränderung der Tier-Mensch-Beziehung von Beginn der
Menschheitsentwicklung sinnvoll. Die Menschen verstanden sich in der Zeit der Sammler und
Jäger noch mehr als Teil der Natur. Mit Beginn der Sesshaftigkeit als erstmalig Landwirtschaft
betrieben und Tiere domestiziert wurden, veränderte sich das Verhältnis zwischen Mensch
und Tier. Die friedliche Koexistenz der beiden wurde abgelöst von einem Besitzverhältnis und
gleichzeitig erhöhte sich der Mensch gegenüber der Tierwelt. Er sieht sich nun als Herrscher
und Kontrolleur, der die Tiere für seine Bedürfnisse nutzt (HEIKO FRÖMMING 2006).
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Mit der Haltung von Nutztieren entwickelte sich eine persönliche Beziehung zu den Tieren und
das Schlachten löste Schuldgefühle aus. Als dann die Haltung von Haustieren als kuscheligen
Freund und Begleiter immer mehr Verbreitung fand, wurde stärker zwischen Haustier und
Nutztier unterschieden. Während in Schlachthäusern täglich Unmengen von Tieren getötet
werden und dem immer steigenden Fleischkonsum zum Opfer fallen, wird ein liebevoller
Umgang zum eigenen Haustier gepflegt. Es wurde erkannt, dass sich Tiere positiv auf den
Menschen auswirken, sie nehmen eine Ersatzrolle zwischenmenschlicher Beziehung ein.
Das bewusste Einsetzen von Tieren als Therapieform führte zu neuen Erkenntnissen und
eröffnete ein neues Forschungsfeld, in dem sich mit der Wirkweise der therapeutischen
Intervention auf psychologische und physiologische Effekte auseinandergesetzt wird.
Der Einsatz von Tieren für therapeutische Zwecke wird schon seit dem 8. Jahrhundert
angewendet. Die ersten Zeugnisse für eine positive Erfahrung mit Mensch-Tier-Beziehung zur
Förderung des Wohlbefindens bei Menschen mit psychischen Erkrankungen stammen von
Gheel in Belgien aus dem 9. Jahrhundert. Dort wurde die „therapie naturell“ durchgeführt, bei
der es darum ging, sozioökonomisch benachteiligten Menschen durch die Arbeit auf einem
Bauernhof eine bessere Lebensgrundlage zu geben.
In dieser Frühphase des Mittelalters war es üblich Menschen mit geistig bzw. körperlichen
Beeinträchtigung in Verließe zu sperren oder als Aussätzige zu behandeln. Damals wurden
psychische Störungen nicht als Erkrankung erkannt und daher die Menschen als Außenseiter
der bürgerlichen Gesellschaft betrachtet. Sie wurden in Armen- und Zuchthäuser
untergebracht, um sie vom Rest der Gesellschaft fernzuhalten.
Quellen aus dem 18. Und 19. Jahrhundert berichten von Versuchen einer tiergestützten
Therapie im psychischen Bereich. Angelsächsische und deutsche Krankenhäuser öffneten die
Türen für Anwendungen und Erprobungen von tiergestützten Therapieformen. Ansatz der
Therapie war eine unterstützende und heilende Wirkung der Tiere auf dem Menschen. Es
sollte ein Ort geschaffen werden wo psychisch Kranken Respekt und Wertschätzung
entgegengebracht wird. Durch das Übernehmen von Verantwortung für das Tier sollen
Selbstheilungskräfte angeregt werden.
1867 wurde in Bethel eine Heil- und Pflegeanstalt für Menschen mit Epilepsie gegründet. Die
Heilanstalt wurde auf einem Hofgut errichtet, wo die Epilepsiekranken durch den Umgang mit
den Tieren Heilung erfahren sollen. 1947 entstand auf einer Farm ein Internat für
verhaltensgestörte, behinderte und missbrauchte Kinder, mit dem Ziel die emotionale
Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder zu fördern, indem sie mit der Arbeit mit den
Tieren eingebunden wurden. Diese Institution existiert noch heute als erfolgreiches
Langzeitprojekt.
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Einige der Projekte haben das Konzept der tiergestützten Therapie nicht bewusst verfolgt,
sondern vielmehr der Umgang mit den Haus- bzw. Nutztieren eher dafür genutzt, um
Menschen zu beschäftigen und zu beruhigen.
4 Zielgruppen für therapeutisches Imkern und ihr Krankheitsbild
Das Therapieangebot therapeutisches Imkern findet in Einzel- oder Gruppensettings statt. Bei
den Gruppensettings kann eine ausgewählte Zielgruppe in ganz speziellen Bereichen
gefördert werden. So liegt der Schwerpunkt der Therapie für Menschen mit geistigen
Behinderungen an anderer Stelle, als für Menschen mit psychischen Störungen oder
Verhaltensauffälligkeiten.
Die folgenden Unterpunkte dienen zur Einteilung drei großer Zielgruppen und sollen das
Krankheitsbild im Zusammenhang ihrer Herkunft und des Krankheitsverlaufs aufzeigen.
Für den Therapieprozess ist die Diagnose der Klienten nicht immer entscheidend, was das
Arbeiten gemischter Zielgruppen ermöglicht. Außerdem sind die Übergänge von
Verhaltensauffälligkeiten, geistiger Behinderung und psychischen Störungen fließend. Es
tauchen beispielsweise bei kategorialen Einteilung der internationalen Klassifikation (s. Tab.
1) von psychischen Erkrankungen die Einteilung Intelligenzminderung auf, die mit
zunehmenden Schweregrad auch als geistige Behinderung bezeichnet wird.
Ebenso sind Kinder und Jugendliche mit Verhaltensstörungen und Erkrankungen mit
psychischen Störungen nicht klar voneinander abzugrenzen und deren Erscheinungsbild
überschneidet sich.
4.1 Kinder und Jugendliche mit Verhaltensstörungen
Howard Gardner hat in den 1980er Jahren eine Intelligenztheorie entwickelt in der er zwischen
multiplen Intelligenzen differenziert. Die Theorie hilft Menschen individuell zu fördern in ihren
Stärken, um zufrieden oder erfolgreich durchs Leben gehen zu können. Er unterscheidet
zwischen Intelligenzen des künstlerischen, sprachlichen, musikalischen Bereiches und noch
viele weitere, relevant für unser Thema ist jedoch die soziale Intelligenz, die er in intra- und
interpersonale Intelligenz unterteilt.
Menschen mit ausgeprägter intrapersonaler Intelligenz besitzen ein hohes Maß an mit der
Realität übereinstimmenden Selbstwahrnehmung. Innerpsychisch Prozesse wie Gefühle,
Stimmungen der eigenen Person werden erkannt und beeinflusst. Die Selbsterkenntnis und
die eigenen Verhaltensweisen zu hinterfragen hilft den Menschen Schwächen und fehlenden
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Antrieb zu überwinden. Entscheidungen können klar getroffen werden, weil ein Verständnis
für das eigene Motiv vorhanden ist und dabei Selbst- und Fremdbild abgestimmt wird.
Interpersonale (soziale) Intelligenz ist die Art und Weise der Beziehung der eigenen Person
zu seinen Mitmenschen und Tieren. Die Empathie gegenüber seinen Mitmenschen, „sich in
jemanden hineinversetzen“ und das Deuten der daraus abgeleiteten Gefühlsregungen ist
besonders ausgeprägt. So können nonverbale Regung und Absichten des Gegenübers
nachempfindend verstanden werden und danach gehandelt werden. Stimmungen und
Emotionen können in eine bestimmte Richtung gelenkt werden, um z.B. jemanden aus einer
negativen Gefühlslage herauszuholen.
„Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensstörungen fehlt es oft an diesen oben erwähnten
Fähigkeiten, sie haben Schwierigkeiten sich im bestehenden Sozialgefüge zurechtzufinden
und die vorherrschenden Werte und Normen bzw. die menschlichen Zwischenbeziehungen zu
akzeptieren. Gefühle wie Mitleid und Liebe zeigen werden mit „Schwäche“ in Verbindung
gebracht, deswegen würden sie sich Mitmenschen gegenüber nur schwer oder gar nicht
öffnen. So werden bestehende Probleme nur unzureichend oder mit Gewalt gelöst. Für die
Menschen mit sozialen Problemen kann eine Therapie mit Tieren sehr hilfreich sein und ihnen
helfen wieder soziale Beziehungen aufzubauen.“ (STEFAN IGELHAUT 2006)
Häufige Ursachen von Jugendlichen mit großen Gewalt- und Kriminalitätspotenzial sind
Verhaltensauffälligkeiten die schon in der Grundschulphase auftreten. Ausgelöst sind sie meist
durch Vernachlässigung der Aufsichtspflicht der Eltern, negative Erziehungsformen oder vor
dem Kind ausgetragene Beziehungskonflikte über einen längeren Zeitraum.
4.2 Psychische Erkrankungen
Die Weltgesundheitsorganisation hat für medizinische Diagnosen ein Klassifikationssystem
herausgegeben. Psychische Störungen werden hierbei in hundert Klassen unterteilt, die
wiederrum 10 Diagnosegruppen (ICD-10 International Statistical Classification of Diseases
and Related Health Problems) zugeordnet werden und mit ihrem 3-stelligen „Code“ eine grobe
Bezeichnung der Diagnose ergeben. Unter dem Vorzeichen „F“ sind alle psychischen
Erkrankungen zu finden. Die Diagnose wird in Haupt- und Nebendiagnose unterschieden und
Codierungen sind mehrfach möglich.
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Klassifikation nach ICD-10 | |
F0 | Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen |
F1 | Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen |
F2 | Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen |
F3 | Affektive Störungen |
F4 | Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen |
F5 | Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren |
F6 | Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen |
F7 | Intelligenzminderung |
F8 | Entwicklungsstörungen |
F9 | Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend |
F99 |
Tabelle 1 (Quelle: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme
10. Revision Version 2016)
Eine psychische oder seelische Störung ist eine Störung z.B. in der Stimmungsregulation,
Einschränkungen in der Wahrnehmung oder Beeinträchtigungen in sozialen Beziehungen. Die
Ursachen psychischer Erkrankungen sind von biologischer, psychologischer und sozialer
Herkunft. Biologische Faktoren beinhalten ein Ungleichgewicht der Botenstoffe
(Neurotransmitter) im Gehirn und verhindern die Weiterleitung und Verarbeitung von
Sinneseindrücken.
Psychische Erkrankungen sind vererbbar, jedoch spielen soziales Umfeld, Lebenssituation
und Belastungen eine große Rolle für den tatsächlichen Ausbruch. Die Verletzbarkeit oder
Widerstandskraft ist bei manchen Menschen ausgeprägter oder weniger ausgeprägt, das
bedeutet, dass die Reaktion auf z.B. Stresssituationen zum Ausbruch einer psychischen
Störung führen kann. Es ist daher wichtig für Menschen mit einer höheren Vulnerabilität, dass
auch das „psychische Immunsystem“ gestärkt wird.
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Bis auf Krankheiten mit organischen, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen
(F0), welche Funktionsstörungen des Gehirns / Demenzerkrankungen umfassen, sind alle der
in Tabelle 1 genannten Störungen für therapeutisches Imkern geeignet. Für alle Krankheiten
mit Verhaltens- und Entwicklungsstörungen, sowie Verhaltensauffälligkeiten stellen einige
Aspekte therapeutischen Imkerns eine Hilfestellung dar. Sozialer Rückzug und
Antriebslosigkeit sind eine häufige Begleiterscheinung bei einigen der psychischen
Krankheiten und können durch die Therapie mit den Bienen zu mehr Integrität führen.
Unter dem Punkt Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen (F4) sind
Zwangsstörungen und Phobien zu verstehen. Ängste
Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren (F5) sind in den meisten
Fällen Ess- und Schlafstörungen.
Um das Konzept des therapeutischen Imkerns mit den Klienten durchzuführen, muss die
Lebenssituation der Menschen mit psychischen Störungen beachtet werden. So leben manche
der Klienten in Wohngruppen bzw. Heimen, andere wiederrum befinden sich in klinischer
Behandlung mit stationärem oder ambulanten Klinikaufenthalt, oder wie im Fallbeispiel
erwähnt, in einer forensischen Psychiatrie.
Das Konzept muss auf die individuellen Lebensumstände abgestimmt sein und erfordert
Flexibilität in der Umsetzung.
4. 3 Menschen mit geistigen Behinderungen
Als geistig behindert werden Menschen mit Beeinträchtigungen kognitiver Fähigkeiten und
einem IQ unter 70 bezeichnet. In den meisten Fällen tauchen auch sprachliche, motorische,
emotionale und soziale Defizite auf.
Ursache von Menschen mit geistigen Behinderungen sind genetische oder chromosomale
Defekte (z.B. Down-Syndrom), Pränatale, Perinatale oder Postnatale Schädigungen. Unter
Pränatalen Schädigungen sind Hirnschädigungen des Embryos / Fetus zu verstehen, die
durch Sauerstoffmangel, Infektionskrankheiten der Mutter oder Konsum von Alkohol oder
Nikotin ausgelöst werden können. Perinatale Schädigungen sind Sauerstoffmangel kurz vor
oder während der Geburt. Postnatale Schädigungen entstehen nach der Geburt des Kindes
und werden durch bakterielle Infektionen oder durch Impfschäden verursacht.
Im Unterschied zu psychischen Erkrankungen, sind geistige Behinderungen nicht behandelbar
und müssen lebenslang pädagogisch beaufsichtigt werden.
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Erlernen Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen grundlegende Selbstversorgungsfertigkeiten, so können sie auch selbstständig leben. Gut geeignet sind jedoch Einrichtungen
in denen sie gefördert werden und eine zufriedenstellende Aufgabe ausführen können.
5 Was fördert therapeutisches Imkern?
Aufgrund der verschiedenen Verlaufsformen psychischer Erkrankungen, sind die Ziele die
dabei verfolgt werden bei jedem der Teilnehmer und Teilnehmerinnen therapeutischen
Imkerns in unterschiedlichen Bereichen zu finden.
5.1 Umgang mit Ängsten
Viele Menschen haben Angst vor der Reaktion der Bienen, vor dem Unbekannten, das
Gefahren in sich birgt. Wenn Ängste vor neuen Aufgaben oder Perspektivlosigkeit bestehen,
kann dies mit einer sinnvollen Tätigkeit, die Kraft und Mut gibt überwunden werden. Die Arbeit
mit den Bienen gibt Anlass neue Erfahrungen zu sammeln und verschafft einen besseren
Umgang mit Ängsten oder Phobien.
5.2 Bildung und Aufbau von Vertrauen
Es wird Vertrauen zu einer zuvor unbekannten Tierart aufgebaut, indem der stetige Kontakt zu
den Bienen gepflegt wird. Das Erlernen des Umgangs mit den Bienen führt dazu Reaktionen
der Bienen besser einschätzen zu können. Ruhige Handbewegung, umsichtiges Handeln und
große Aufmerksamkeit den Bienen gegenüber bewirkt friedliche, sanftmütige Bienen und
schafft damit mehr Vertrauen. Ist das Sozialverhalten Menschen gegenüber gestört, so sorgen
Tiere, da sie eine neutrale Rolle einnehmen oft ein Aufbrechen von Ängsten und
Verschlossenheit; es verhilft zu einem neuen Zugang zu anderen Menschen.
5.3 Steigerung des Selbstwertgefühls
Die Imkertätigkeit stellt eine sinnvolle Aufgabe dar, mit sichtbaren Ergebnis der Erzeugung von
Honig. Die Erzeugung dieses kostbaren Produkts, eins der gesunden Süßungsmittelquelle,
macht die Teilnehmer dieses Therapieangebots stolz. Die Zusammenarbeit in Gruppen mit
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der Verfolgung eines gemeinsamen Ziels, aber auch die Verantwortung über eine neue
Aufgabe im Leben steigert das Selbstwertgefühl.
5.4 Konzentrationsfördernd
Die Aufmerksamkeit ist während des Imkerns auf eine bestimmte Aufgabe gerichtet und
erfordert bewusstes Handeln. Art und Weise des Umgangs mit den Bienen kann zu
aggressiver Stimmung im Volk führen. Führt man die Arbeit ruppig und ungeduldig aus, so
macht sich das im Stock bemerkbar und zuvor friedliche Bienen fangen an sich gegen den
Stress zu wehren. Bienen verfallen in eine Verteidigungsposition bei aufkommender Gefahr,
um ihr Volk zu schützen. Jeder Arbeitsschritt muss durchdacht sein bevor er ausgeführt wird
und benötigt daher höchste Konzentration.
5.5 Aggressionsbewältigung
Es ist notwendig Ruhe zu bewahren bei unruhiger Stimmung im Bienenvolk oder gar
aggressiven Stechversuchen einzelner Bienen, sonst bekommt man unmittelbar Resonanz.
Eigene tiefsitzende Aggressionen werden von den Bienen wiedergespiegelt und sollen dazu
anregen Emotionen besser unter Kontrolle zu haben und zu reflektieren. Ein strukturiertes,
organisiertes Arbeiten vermindert aufkommenden Stress und motiviert dazu einen neuen Weg
zu finden mit Stress umzugehen. Es werden Folgen des eigenen Verhaltens durch die
unmittelbare Reaktion der Tiere bewusstgemacht, indem die Bienen klare Grenzen aufzeigen.
5.6 Frustrationsbewältigung
Steigen Frustrationen auf bei Misserfolgen, so können sie beobachtet werden. Es besteht kein
direkter Zusammenhang zwischen dem Bienenvolk und den Emotionen, sie sind lediglich
Auslöser von anderen Themen die zum Vorschein kommen können und Anlass dafür geben
sie zu reflektieren. Es geht nicht darum dem alltäglichen Lebensumfeld zu entfliehen, sondern
vielmehr sich den auftauchenden Problemen zu stellen und einen Umgang damit zu finden.
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5.7 Positive Auswirkung auf Sozialverhalten / Sozialkompetenz
Es entsteht eine Kommunikationsebene mit den Bienen, die zwischen Bienenhalter / -betreuer
und dem Bienenvolk aufgebaut wird. Das nähere Kennenlernen der Tiere kann einen
leichteren Zugang schaffen, als zu einem anderen Menschen möglich ist. Die Bereitschaft eine
Beziehung mit den Bienen einzugehen, ist gegebenenfalls mehr vorhanden und kann dazu
führen, das aufgebaute Vertrauen auf den Kontakt mit den Menschen zu übertragen. Auch die
Zusammenarbeit in der Gruppe fördert das Sozialverhalten, es entsteht eine spezielle
Gruppendynamik in der jedes Mitglied seine Rolle in der Gruppe einnimmt und gemeinsam auf
ein Ziel hinausarbeitet. Aufkommende Konflikte werden ausgetragen und nach Lösungswegen
gesucht.
5.8 Wahrnehmungen schulen
Es kann durch das bewusste Aufnehmen von Sinneseindrücken, die Wahrnehmung geschult
werden. Geräusche des Bienenvolks sind Ausdruck für den Gemütszustand der Bienen bzw.
Hinweis auf Veränderungen die sich im Volk vollziehen. Der Geruch im Bienenstock ist sehr
intensiv und hat heilende Eigenschaften (Apitherapie). Durch das Berühren des Kastens oder
des oben aufliegenden Wachstuchs können Temperaturunterschiede wahrgenommen
werden.
Bienen sind Warmblüter und müssen ihren Wärmehaushalt selber regulieren, als
Schwarmtraube können sie sich auf einer Temperatur bis zu etwa 42°C aufheizen. Prozesse
und Bewegungsabläufe im Volk können sehr gut beobachtet werden, z.B. können das
Anfliegen der Bienen auf das Ein- und Ausflugsloch Aufschluss darüber geben wie aktiv ein
Volk ist, wie viele Pollen, Nektar und Propolis gesammelt wird. Ebenso die Schwarmstimmung
kann über die Sinnenwahrnehmung gut erkannt werden. Es ist ein eindrückliches Erlebnis,
wenn ein Schwarm auffliegt und den ganzen Himmel mit Bienen bedeckt.
5.9 Lebenssinn / Lebensantrieb / Lebensmut finden
Eine neue Aufgabe im Leben kann den Lebenssinn steigern, das Ziel bei dieser Arbeit ist ein
Produkt zu gewinnen, welches schon seit Urzeiten existiert und wichtige Nährstoffe liefert.
Auch die entstehenden Nebenprodukte haben eine gesundheitsfördernde Wirkung, das gibt
Kraft im Leben und ein befriedigendes Gefühl eine sinnvolle Beschäftigung auszuführen.
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5.10 Erfolgserlebnisse fördern
Mit dem Ziel Honig zu produzieren wird ein großes Erfolgserlebnis geschaffen, wenn alles gut
verlaufen ist. Aber auch kleine Schritte die gemeinsam erreicht werden und Probleme die
bewältigt werden führen zum Erfolg.
6 Beispiel Forensischen Psychiatrie Mainkofen und Justizvollzugsanstalt
Offenburg
6.1 Forensische Psychiatrie Mainkofen
Die forensische (gerichtliche) Psychiatrie Mainkofen in Deggendorf ist eine Klinik für psychisch
kranke Straftäter. Sie bietet neben Kunst-, Musik-, Bewegungs- und Sporttherapie viele
weitere Therapieformen an. Seit 2013 gibt es als neues Verfahren die sogenannte tiergestützte
Intervention.
Es sind in Mainkofen wie in mittlerweile vielen Einrichtungen die Therapietiere Hunde, Pferde,
Alpakas und Aquarienfische im Einsatz. In einem dieser neuen Projekte, welches von einer
Sozialpädagogin ins Leben gerufen wurde, werden Bienen zu Thearapiezwecken eingesetzt.
Die Arbeit mit Bienen ist daher arbeitstherapeutisch interessant, weil die Straftäter
Verantwortung übernehmen für eine Aufgabe die Struktur braucht und zusätzlich
ergebnisorientiert ist. Viele der psychisch Erkrankten haben verlernt eine sinnvolle und
zufriedenstellende Freizeitgestaltung in ihrem Leben zu finden, sie fühlen sich orientierungsund haltlos. Eine aktive Gestaltung ihres Tagesablaufs wirkt gesundheitsfördernd und soll vor
Rückfällen vorbeugen. Es fördert die Bildung neuer Kontakte und den sozialen Umgang zu
ihren Mitklienten, gleichzeitig wird eine Beziehung zu den Tieren aufgebaut, die Respekt und
Aufmerksamkeit erfordert. Aggressives Verhalten den Bienen gegenüber löst eine Reaktion
des Bienenvolkes aus, die mit schmerzhaften Stichen verbunden ist. Erfolge gibt den
Straftätern ein neues Selbstbewusstsein, Misserfolge erhöht die Frustrationstoleranz.
Der Imkerverein stellte der Klinik für den Einstieg zwei Bienenvölker zur Verfügung und schulte
die Betreuer und Betreuten im Umgang mit Bienen und in der Bienenhaltung. Dieselbe
Ausgangssituation von Mitarbeitern und Patienten brachte beide auf eine gleichwertige Stufe
und schaffte mehr Vertrauen zueinander. Der Bienenstand befindet sich am Rande des
Klinikgeländes.
Die Klinik Mainhofen hat einen Regelkatalog aufgestellt, in dem der richtige Umgang mit den
Bienen beschrieben wird und Zuständigkeit verschiedener Mitarbeiter notiert ist. Die Aufgaben
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sind aufgeteilt auf die zugehörigen Beschäftigungsbereiche des Klinikgeländes. So ist zum
Beispiel die Gärtnerei zuständig für den Anbau von Blühpflanzen um ausreichen Tracht für die
Bienen bereitzustellen auch in Phasen von Engpässen. Weiterhin gibt es Verantwortliche für
die Bienenpflege und der Produktverwertung. Die Idee der Betreuung von Bienenvölkern
entstand aus dem Grundgedanken heraus eine Initiative gegen den fehlenden
Imkernachwuchs zu ergreifen. Die Bienenhaltung bewirkt zwar nicht eine Reduzierung des
Bienensterbens, jedoch ein Anstieg der Befruchtung von Wild- und Kulturpflanzen sowie
Obstplantagen und Streuobstwiesen. Den Ertrag der Pflanzen haben wir den Bienen zu
verdanken, denn ca. 70 % der Kulturpflanzen werden von Bienen bestäubt, die somit zu
unserer Lebensgrundlage beitragen und unser Nahrungsmittelangebot sichern.
Das Projekt „Bienentherapie“ in Mainkofen wird derzeit nach aktuellen Aussagen der
Projektleiterinnen noch erfolgreich fortgeführt.
6.2 Strafvollzuganstalt Offenburg
Die Strafvollzugsanstalt Offenburg beherbergt Untersuchungs- und Strafgefangene mit einer
Straflänge von ein paar Tagen bis lebenslang. Für Gefangene mit Störungsbildern
mittelschwerer Art im Bereich der Gewalt-, Sexual- und Suchtdelikte finden Sozialtherapien
statt. Viele der Gefangenen können mit Gesprächstherapie schwer erreicht werden, daher
bietet sich eine praktische Tätigkeit sehr gut an, um in Kontakt zu kommen mit den
Gefangenen.
Unzufriedenheit mit der eigenen Lebenssituation und Verlust von Lebenssinn veranlassen die
Betroffenen in ihrer starken Frustration Gewalttaten auszuüben. Von allein finden sie keinen
Weg heraus, vielmehr verlieren sie sich in diesen negativen Gefühlen, wenn aus ihrem Umfeld
keine Hilfe kommt. Mit der Arbeit des Imkerns finden sie neuen Lebensmut, sie stellt eine
konstruktive Tätigkeit dar, die mit dem Ergebnis etwas zu produzieren ein stärkeres
Selbstwertgefühl gibt.
Der Bienenstand befindet sich auf dem Dach des Gefängnisses und ist mit einigen
Bienenstöcken bestückt. Das Trachtangebot der umliegenden Felder ist sehr gut, sodass
reichlich Nektar von den Bienen eingetragen wird in den Stock und später genügend Honig
geerntet werden kann.
Diese neue Erfahrung eine sinnvolle Aufgabe auszuführen stabilisiert die Gefangenen in ihrer
momentanen Lebenssituation. Sie lernen bei der Arbeit Ruhe zu bewahren und sich kooperativ
im Team zu verhalten. Viele der Arbeiten am Bienenstand lassen sich auf den Alltag
übertragen. Das genaue Beobachten der Prozesse im Bienenvolk und der „umgebenen“ Natur
führt zu einem achtsameren Umgang mit unserem Lebensraum. Das Produzieren von Honig
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regte die Gefangenen dazu an mehr über die Lebensmittelherstellung nachzudenken.
Regional gewonnener Honig hat einen anderen Wert, als Honig aus Exportländern wie China,
Argentinien und Mexiko in denen Honig zu kleinsten Preisen verkauft wird. Deutlich wird auch
der Zusammenhang der Bienen in unserem Ökosystem. Mit der Relevanz der Bestäubung
unserer Pflanzen über die Bienen, sind die Bienen nicht wegzudenken von unserer Erde.
Die Idee, Tiere zu therapeutischen Zwecken in forensischen Einrichtungen einzusetzen,
stammt ursprünglich aus Amerika. 1975 führte ein Gefängnispsychologe ein Versuch an der
Vollzugsanstalt Lima / Ohio durch. Er schaffte Stationstiere an, um die Kommunikation der
Insassen untereinander zu verbessern. Sie versorgten die Tiere und haben somit einen
Zugang zu einer neuen Beschäftigung gefunden.
Das Gefühl gebraucht zu werden hebt Resignation und Zweifel auf und veranlasst neue Wege
im Leben zu gehen.
7 Das Wesen der Bienen
Die Bienen spielen unter den bestäubenden Insekten, wie Hummeln, Fliegen, Käfer,
Schmetterlinge und Wildbienen, die wichtigste Rolle in unserem Ökosystem, denn etwa 80 %
der Nutz- und Wildpflanzen werden von der Honigbiene (apis mellifera) bestäubt. Viele solitär
lebende Wildbienen sind im Gegensatz zur westlichen Honigbiene, die sich auf verschiedene
Trachten einlässt auf eine einzige Pflanzenart oder Gattung angewiesen. Es gibt
Kulturpflanzen die zu 100 % auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen sind, dazu zählen
Kakao- und Maracujabaum und die Vanillepflanze, aber auch in unseren Breiten heimische
Obstbaumarten, Erdbeeren und Sonnenblumen benötigen die Insekten als Bestäuber. Raps
beispielsweise bringt ein Mehrertrag von etwa 25 % durch die Honigbiene (Dr. Otto Boecking
2010).
Bienen werden als besonders intelligente Tiere angesehen. Der Neurobiologe Prof. Menzel
oder Thomas D. Seeley haben sich ausgiebig mit der Funktionsweise des Gedächtnisses und
des Lernens der Bienen, sowie den Entscheidungsformen beschäftigt. „Die Intelligenz der
Bienen zeigt sich in ihrem Orientierungssinn und in ihrer Kommunikationsfähigkeit“ (RANDOLF
MENZEL 2017). Sie haben einen angeborenen „Sonnenkompass“ als
Orientierungsmechanismus mit dem sie in der Lage sind kürzeste Strecken heraussuchen um
an ihr Ziel zu gelangen.
Über ein Steuerhormon wird das ganze Volk von der Königin geregelt, aber auch die
Kommunikation und akustische Signale unter den Bienen trägt zu einem erfolgreichen Ablauf
im Stock bei. Über den „Schwänzeltanz“ teilen sie sich gegenseitig mit wo die beste
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Futterquelle zu finden oder ein geeigneter neuer Nistplatz zu finden ist. Der Tanz gibt genaue
Informationen über die in großen Mengen vorhandenen Ressourcen, wie Nektar, Pollen,
Kittharz, die Qualität der gefundenen Quelle und die exakte Lage des Fundorts an.
Die Anthroposophen teilen sogar die Ansicht, dass die Bienen eine höhere Bewusstseinsstufe
als der Mensch erlangt habe. Sie behaupten die Biene sei das Symbol des Geistesmenschen,
der nichts von der Sterblichkeit weiß, da das Bienenvolk als Fortpflanzungsprozess einen
Schwarm bildet und sich dann vom Rest des Volkes teilt, ohne Unterbrechung in ihren
Lebensvorgängen.
Die Bienen sind auf ganz spezielle Weise organisiert mit bestimmten Arbeitsverteilungen in
wechselnden Rollen.Im Bienenstock leben abhängig von der Jahreszeit etwa 30 % männliche
Bienen und 70 % weibliche Bienen. Die weiblichen Bienen, die Arbeiterinnen lassen sich zwei
verschiedene Arten Bienen einteilen, in Flug- oder Sammelbienen und Stockbienen. Die
Stockbienen sorgen für die Aufrechterhaltung im Inneren des Stocks. Dazu gehören Aufgaben
wie Wachsschwitzen, Wabenbau, Brutfüttern, Fluglochwache, Säubern und Aufräumen. Die
Flug- und Sammelbienen wiederum haben die Aufgabe Nektar, Honigtau, Pollen, Kittharz und
Wasser zu sammeln. Sie halten sich bei guten Wetterbedingungen nur draußen auf und
übergeben die gesammelte Beute den Stockbienen und fliegen zugleich wieder los. Die
wichtigste Aufgabe ohne die die Bienen nicht fortbestehen könnten übernimmt die Königin. Sie
legt die Eier, bis zu 2000 pro Tag zu Spitzenzeiten und sichert damit die Vermehrung der
Bienen.
Die männlichen Bienen werden Drohnen genannt, sie produzieren Sperma und sorgen damit
indirekt auch für den Fortbestand des Bienenvolks. Drohnen treten besonders stark in der
Schwarmphase auf, etwa von April bis August. Nach der Geschlechtsreife fliegen sie
regelmäßig aus, um eine junge Königin zu begatten die sich gerade auf Hochzeitsflug befindet.
Nur die schnellste und vitalste Drohne schafft es die Königin zu begatten, während ihr
Geschlechtsapparat bei der Königin verbleibt und sie hinabfällt und dabei stirbt.
Es ist ein erstaunliches Phänomen, dass zur etwas selben Zeit die Drohnensammelplätze von
den Drohnen aufgesucht werden und die Königin sich zeitgleich an diesem Ort aufhält.
Vermutlich werden von diesem Ort Signale, über z.B. Pheromone ausgesendet und ein über
Insekten wahrnehmbares Polarisationsmuster der Sonnenstrahlung, welches die Bienen an
diesen Ort lockt. Wie genau jedoch die Orientierung und Kommunikationsverhalten der
Drohnen und Königinnen abläuft ist bisher noch ungeklärt. Die Drohnen sind nicht in der Lage
sich um ihre Nahrung zu kümmern, sie sind auf den sozialen Futteraustausch der
Arbeiterinnen im Stock angewiesen. Nach der Sommersonnenwende nimmt die Versorgung
ein Ende, den Drohnen wird ihr Zugang in den Stock verwehrt, auch die Nahrungszufuhr wird
verweigert. Sie werden im Stock nicht mehr gebraucht. Sie werden durch den
Nahrungsmangel flugunfähig und verhungern.
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Arbeiterinnenlarven werden die ersten 3 Larvenstadien von Ammenbienen mit reichlich Gelee
Royal gefüttert, welches aus der Futtersaft- und Oberkieferdrüse der Ammen gewonnen wird.
Danach bekommen sie nur noch Pollen und Nektar. Die jungen Königinnen hingegen werden
bis zur Verdeckelung ihrer Zelle weiterhin mit dem Weiselfuttersaft versorgt. Gelee Royal hat
eine hohe Konzentration an Vitaminen, Enzymen, Aminosäuren und Spurenelementen und
gibt den Bienen viel Energie und einen starken Wachstumsschub.
8 Praktische Umsetzung therapeutischen Imkerns / Vorgehensweise
8.1 Organisationsformen
Will man therapeutisches Imkern in die Tat umsetzten müssen sich zwei Fachbereiche
vereinen. Es werden sowohl das Wissen eines Imkers als auch die Fähigkeiten eines im
sozialen und / oder therapeutischen Bereich tätigen Menschen benötigt. Eher selten werden
beide Fähigkeiten von einer Person vorausgesetzt. Somit ist es notwendig, dass
Einrichtungen, die therapeutisches Imkern anbieten wollen, sich Imker als
Kooperationspartner suchen.
Ansprechspartner können hierfür die örtlichen Imkervereine sein, die auch andere Neuimker
schulen und in Form von Imkerpatenschaften betreuen. Der Imker übernimmt die
Verantwortung für das Wohlbefinden der Bienenvölker und führt in die notwendigen
Arbeitsschritte ein, während die sozialtherapeutisch verantwortliche Person die Ziele im
therapeutischen Sinne im Auge behält. Mit Wachsen der imkerlichen Fähigkeiten kann die
Bienenhaltung in auch von der Einrichtung in Eigenregie fortgeführt werden, sodass keine Hilfe
von außen mehr benötigt wird.
Sollte das nicht das Ziel einer Einrichtung sein, kann Therapeutisches Imkern auch als externe
Dienstleistung in Anspruch genommen werden. Hier leistet der Anbieter dann alle nötigen
Maßnahmen und führt das Angebot selbstständig durch. Die Einrichtung muss in diesem Fall
keine Arbeitsleistung erbringen, auch muss nicht in den Erwerb der Bienenvölker und die
Errichtung des Bienenstands investiert werden, jedoch muss die höhere Fremdleistung
vergolten werden.
Da Therapeutisches Imkern in Deutschland bisher nur in Einzelfällen praktiziert wird, gibt es
keine eigenständigen Anbieter, das heißt, sie müssten bei Bedarf erst geschaffen werden.
Die Bienen können sich an einem Standort befinden, der an eine Einrichtung angeschlossen
ist. Dies ermöglicht den Bewohnern oder Besuchern stetigen Zugang und Kontaktmöglichkeit.
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An schönen Tagen kann, auch ohne den Deckel zu heben, das rege Treiben am Flugloch
beobachtet werden. Die Bienen sind als Teil der Umgebung ständig in der Wahrnehmung
präsent.
Anders ist es, wenn ein externer Standort angefahren werden muss. Für ein erstes
Kennenlernen der Bienen ohne Verpflichtungen einzugehen kann es aber recht Sinnvoll sein.
Auch aus Platzmangel oder bei Problemen mit Anwohnern kann man diese Variante wählen.
Die Wahl der Rahmenbedingungen muss in jedem einzelnen Fall mit allen Beteiligten
abgestimmt und auf die jeweilige Situation angepasst werden.
Für Stationäre- oder Heimeinrichtungen bietet es sich an, einen Bienenstand auf dem Gelände
zu haben, während es für Träger der Jugendhilfe, die mit verschiedenen Gruppen arbeiten
und oft keine eigenen Freiflächen zur Verfügung haben eine gute Möglichkeit ist, einen
externen Bienenstand anzufahren. Dies schafft Abwechslung im Alltag der Betreuten und
ermöglicht neue Eindrücke in einer fremden Umgebung zu sammeln.
8.2 Am Bienenstand
Zu Beginn eines jeden Treffens sollte eine Einleitung gegeben werden. Hierin enthalten sollte
sein:
1. Erläuterung der Situation des Bienenvolks im Kontext des Jahresverlaufs:
Was passiert gerade im Bienenvolk? Welche inneren Prozesse laufen gerade ab?
Wie sind die äußeren Bedingungen (z.B. Wetter, Blühpflanzenangebot etc.)
Welche Entwicklungen sind zu erwarten?
2. Rückblick auf die Tätigkeiten beim letzten Treffen
Welche Ziele wollten wir beim letzten Mal erreichen?
3. Erläuterung der anstehenden Arbeiten:
Welche Entwicklungen sollen gefördert werden?
Worauf ist besonders zu achten?
4. Organisation der Arbeit:
Aufgabenverteilung und konkretes Vorgehen
Wie genau die Durchführung stattfindet, richtet sich nach den Bedürfnissen und Fähigkeiten
der Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Die Möglichkeiten reichen vom reinen Wahrnehmen
über einfache Handgriffe, bis hin zum selbstständigen Arbeiten in der Gruppe. Wichtig ist, dass
ein achtsamer und respektvoller Umgang mit den Bienen vermittelt wird. Die Teilnehmer
lernen, das Verhalten und die Reaktionen der Bienen zu verstehen. So können anfängliche
Ängste abgebaut werden und bei sanftmütigen Völkern weitestgehend auf Schutzkleidung
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verzichtet werden. Mit der Zeit bekommen die Teilnehmer ein Gespür für den angemessenen
Umgang mit den Bienenvölkern.
Am Ende eines jeden Treffens sollte eine Reflexion und ein Ausblick stattfinden:
1. Entsprach die Situation unseren Erwartungen?
2. Gab es Probleme oder Erfolge bei der Arbeit mit den Bienen?
3. Gab es überraschende Erkenntnisse oder Eindrücke von Teilnehmern?
4. Wie erwarten wir die Situation bei unserem nächsten Besuch?
Sicherlich macht es Sinn, jedenfalls am Anfang eine schriftliche Korrespondenz zu führen.
8.3 Kurzer Überblick imkerlicher Tätigkeiten übers Jahr
Die imkerlichen Tätigkeiten konzentrieren sich parallel zur vegetativen Entwicklung auf die
Monate Mai, Juni und Juli. Besonders während der Ernte gibt es viel zu tun. In der restlichen
Zeit des Jahres und besonders im Winter geht es gemächlicher zu.
Was genau an den Völkern getan wird richtet sich nach der Betriebsweise des
verantwortlichen Imkers.
Im frühen Frühjahr: März – April:
• Kontrolle der Futtervorräte und des Entwicklungsstands der Bienenvölker.
• Evtl. alte Waben entnehmen.
Im späten Frühjahr: April – Mai:
• Brutraum erweitern, Baurahmen einhängen,
• Brutwaben entnehmen, Ableger bilden
• Honigräume aufsetzen, evtl. Schwarmkontrolle
• Mitte bis Ende Mai ist Zeit für die erste Ernte.
Frühsommer: Juni – Juli:
• evtl. Schwarmkontrolle, Baurahmen ausschneiden,
• Brutwaben entnehmen, Ableger bilden
• Honigräume aufsetzen
• Mitte bis Ende Juli meist die zweite Ernte.
Spätsommer, Herbst: August – Oktober:
• Nach der Ernte Ameisensäurebehandlung,
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• Altwaben entnehmen, Auffütterung für den Winter,
• Wachs einschmelzen
Winter: November – Februar:
• Oxalsäurebehandlung, Materialien erneuern/reparieren (Anfertigen von Beuten /
Rähmchen etc. in einer Holzwerkstatt), Rähmchen drahten Mittelwände einlöten,
• Kerzen ziehen
8.4 Honigerzeugung
Ein weiterer wichtiger Teilbereich der Imkerei ist das Gewinnen, Verarbeiten und evtl.
Vermarkten des Honigs. Hierin liegt auch für das Therapeutische Imkern ein besonderer
Anreiz, denn die Teilnehmer können ein hochwertiges und allgemein geschätztes Lebensmittel
erzeugen. Der Honig kann selbst konsumiert werden und die Überschüsse verschenkt oder
mit eigenen Etiketten verkauft werden.
Für das Entdeckeln und Schleudern der Waben, sowie das folgende Rühren und Abfüllen des
Honigs sind neben einer geeigneten Räumlichkeit auch einige Geräte und Utensilien
erforderlich. Die benötigte Investition zahlt sich erst nach einigen Jahren der Honigproduktion
aus. Eventuell können auch Fördergelder in Anspruch genommen werden.
Wenn Therapeutisches Imkern als externes Angebot durchgeführt wird, kann die
Honigerzeugung in den Räumlichkeiten des Anbieters durchgeführt werden.
Auch hier können die Teilnehmer mit eingebunden werden und „ihren eigenen“ Honig abfüllen.
Von Seiten des Trägers oder der Einrichtung sind hierfür keine zusätzlichen Investitionen
notwendig.
8.5 Bienenwachs und Propolis
Weitere Produkte aus dem Bienenvolk sind das Bienenwachs und Propolis, das Kittharz der
Bienen. Die Beschäftigung mit diesen wertvollen und wohlriechenden Substanzen ist
besonders in der kalten und dunklen Jahreszeit eine willkommene Abwechslung.
Bienenwachs wird durch das Einschmelzen von Altwaben und Entdeckelungswachs
gewonnen. Aus dem gereinigten Wachs können Kerzen gezogen oder gegossen werden.
Eine Tätigkeit die häufig in Tagesfördereinrichtungen angeboten wird. Auch lassen sich durch
das Mischen von Bienenwachs mit anderen Ölen und Pflanzenextrakten hochwertige Salben,
sowie Mittel zur Oberflächenbehandlung von Holz herstellen.
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Propolis sind von den Bienen gesammelte und angereicherte Pflanzenharze, mit denen die
Bienen undichte Stellen in ihren Behausungen abdichten. Zudem wird jeder Fremdkörper im
Innern der Behausung mit Propolis überzogen und dadurch desinfiziert.
Um Propolis zu gewinnen legt man ein spezielles, mit Schlitzen versehenes Gitter auf die
Behausung der Bienen, welche die Schlitze dann mit Propolis verschließen. Das Gitter wird
wieder abgenommen und eingefroren. Im eingefrorenen Zustand lässt sich dann das
ansonsten sehr klebrige Propolis aus dem Gitter brechen und kann dann in Alkohol aufgelöst
werden. Propolis wird für verschiedene medizinische und naturheilkundliche Zwecke
eingesetzt.
9 Standort und benötigte Materialien
Um einen Bienenstand einzurichten benötigt man nur wenig Grundfläche. Der Platz sollte gut
zugänglich, bestenfalls nach süd-osten gerichtet und nicht zu schattig sein. Im Sommer ist ein
wenig Schatten jedoch für die Bienen und gerade für die Menschen, welche die Bienen
betreuen eine Wohltat. In Richtung der Fluglöcher brauchen die Bienen zwei bis drei Meter
Platz als Einflugschneise. Selten erfüllt ein Standort alle Bedingungen, doch daran sollte das
Vorhaben nicht scheitern. Da die Bienen ihren Nektar in einem Umkreis von bis zu fünf
Kilometern suchen, ist das Blütenangebot im direkten Umfeld nicht entscheidend.
Eine weitere Frage ist die Wahl der Beuten, also der Behausungen der Bienen. Hier gibt es
eine Vielzahl von unterschiedlichen Systemen, die meist nicht kompatibel sind. Kooperiert man
mit einem Imker, sollte man ein System wählen, das dieser kennt.
Eine für das therapeutische Imkern besonders geeignete Form der Bienenunterbringung ist
die der sogenannten Einraumbeute. Sie besteht wie der Name schon sagt, aus nur einem
Raum und ist daher der ursprünglichen bevorzugten Art der Behausung der Bienen in freier
Natur sehr nah.
Da bei der Einraumbeute das Volk nicht nach oben, sondern zur Seite hin erweitert wird, kann
das ganze Volk auf einmal wahrgenommen werden. Eine Durchsicht des Stocks verläuft
wesentlich stressfreier für das Volk, denn um z.B. Brutnestwaben zu ziehen muss nicht der
Honigraum oder andere aufgesetzte Zargen abgenommen werden und wenn das Wachstuch
nur zur Hälfte aufgedeckt wird, ist eine Trennung von Brut- und Honigraum möglich, ohne die
Bienen in ihrer Arbeit zu stören.
Mit den großen Waben entsteht ein zusammenhängender Volkskörper, der vor allem für ein
großes zusammenhängendes Brutnest, wie es unter natürlichen Bedingungen angelegt wird,
wichtig ist. Ebenso wird mit großen Waben die Eigenversorgung mit Honig gewährleistet.
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Abb.1 Einraumbeute (Quelle:Harazim, 2016)
Des Weiteren benötigt man einige Arbeitsutensilien wie Smoker und Stockmeißel, einen
Bienenbesen, eine Sprühflasche mit Wasser, sowie Schutzkleidung, also Schleier, Jacke und
Handschuhe für alle Beteiligten.
Es ist oftmals nicht nötig Schutzkleidung zu tragen, sie sollte aber jederzeit griffbereit sein.
10 Zusammenfassung
Die Idee des therapeutischen Imkerns ist bislang kaum verbreitet und wird nur vereinzelt in
Einrichtungen praktiziert. Neu an diesem Konzept ist die größere Flexibilität mit der diese
Therapieform durchgeführt werden kann. Es besteht keine zwangsläufige Bindung an eine
Einrichtung oder Zielgruppe, sondern das Imkern kann auch für Gruppen als externe
Dienstleistung angeboten werden. Die Arbeit mit den Bienen kann das therapeutische Angebot
für viele Zielgruppen in unterschiedlichen Situationen bereichern.
Der Aufbau einer Beziehung zu den Bienen unterscheidet sich stark zu der Beziehung einem
einzelnen Tier gegenüber. Bei tiergestützten Therapien wird gewöhnlich mit Säugetieren
gearbeitet, während die Bienen als staatenbildende Insekten andere Möglichkeiten und
Schwerpunkte bei der therapeutischen Arbeit anbieten. So wird z.B. bei Pferden, Hunden,
Delfinen, etc. viel über die Persönlichkeit der Tiere und die spielerische Interaktion erreicht.
Zwischen Mensch und Tier kann Blickkontakt und eine Kommunikationsweise ähnlich der
menschlichen aufgenommen werden. Die Tiere können die Gefühle des menschlichen
Gegenübers wahrnehmen und reagieren oft unterstützend darauf. Die Klienten fühlen sich
dadurch angenommen und verstanden.
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Bei den Bienen begegnet uns eher ein überpersönlicher Organismus, der als Ganzes
Wahrgenommen wird. Bei der Arbeit an einem Bienenvolk gewinnt man Einblick in ein komplex
organisiertes Gefüge und lernt dabei die Prozesse zu verstehen und zu begleiten.
Die Pflege der Bienen und das Erzeugen von Honig und anderen Bienenprodukten erfüllen
auch viele Aspekte arbeitstherapeutischer Maßnahmen.
Die Bienen sind seit Jahrtausenden mit den Menschen verbunden und gerade in jüngster Zeit
erlebt diese Verbindung erneuten Schwung. Das gestiegene gesellschaftliche Bewusstsein für
den Wert der Bienen und ihre schwierige Situation führt dazu, dass die Zahl der Jungimker vor
allem in den Städten seit einigen Jahren wieder steigt. Dem zu folge ist zu erwarten, dass auch
therapeutische Einrichtungen oder Anbieter immer mehr Interesse am Imkern als
Therapieform zeigen werden.
Dieser Bericht soll die Möglichkeiten und Bedingungen aufzeigen die dieses neue Feld bietet
und bei den ersten Schritten unterstützen.
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Literaturverzeichnis
Bienentagebuch 2013 / 2014 im Bezirksklinikum Mainkofen
Artikel Bienenprojekt 3 / 2015
Einsatzmöglichkeiten für Tiere in der Therapie. Allgemeine Informationen und Beispiele,
Stefan Igelhaut Akademische Arbeit, 2006
Bestäubung – Wieso benötigen wir Honigbienen um Obst ernten zu können? Dr. Otto Boecking
Infoblatt 2010
Interview mit Randolf Menzel, 8 / 2017
Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter
Gesundheitsprobleme 10. Revision Version 2016
Frömming, H., Die