Durch die Sierra auf dem PCT

 

 

Von Kennedy Meadows South nach Echo Lake: Tag 49 bis 77 (von Kilometer 1132 bis 1759,7)

Einfach mal nichts tun

Pita und ich werden die nächsten Tag Nichts-Tun. Einen besseren Ort wie bei Monika und Karl in Lake Isabella gibt es hierfür nicht. Pita liegt faul auf dem Deck am Seerosenteich und döst den ganzen Tag vor sich hin. Zwischen durch beobachtet sie Eichhörnchen und Streifenhörnchen. Ich sitze auch nur faul rum, lese oder mache einfach nichts. Ich koche Pita leckeres Diätessen und füttere sie drei Mal am Tag. Sie haut ordentlich rein. Ihr scheint es schnell besser zu gehen und auch Gewicht zuzulegen. Monika und Karl kommen immer mal wieder auf einen Plausch vorbei und um Pita den Bauch zu kraulen. Die ersten zwei Nächte bin ich die einzige Hikerin und ich quartiere mich im kleinen Campingwagen ein. Nachts heult der Berglöwe in den Hügeln hinterm Haus und wird von den Nachbarn Lisa-Marie getauft. Bären kommen zum Baden im Seerosenteich glücklicherweise nicht vorbei. Nur Elvis, der größte Schwarzbär im Tal geht morgens durch Nachbars Garten. Schaut aber glücklicherweise nicht bei Monika und Karl vorbei.

Monika zeigt mir das schnuckelige Kernville am anderen Ende vom See und lädt mich zum Mittagessen in der Brauerei ein. Dann kommen noch andere Hiker und ich mache mich etwas nützlich und hole sie mit Karls Jeep aus dem Zentrum ab. Ich freue mich über etwas Hikerkonversation. Es stimmt mich aber auch etwas sehnsüchtig, wäre auch gerne mit Dirk in der Sierra. Da Dirk unser Zelt hat, bekomme ich von Karl ein noch nie benutztes für die nächsten Nächte. Ich werde hier rundum versorgt. Essen brauche ich auch nicht zu kaufen. Die vorherige Hikergruppe hat so viel Essen da gelasssen, dass ich mit den Resten erstmal gut versorgt bin. Abends gibt es bei Monika und Karl Happy Hour mit Getränken und Snacks. Danach ist kein Platz mehr für ein Abendessen.

Nach ein paar Tagen hat Pita genug vom nur faul herumliegen. Nachts will sie schon gar nicht mehr ins Zelt zum Schlafen. Auf dem Trail konnte sie abends gar nicht schnell genug ins Zelt, um sich auf unseren Isomatten breit machen zu können. Jetzt muss ich sie ins Zelt zerren und ziehen. Sie würde viel lieber vor dem Zelt liegen und beobachten, was so in der Dämmerung und in der Nacht spannendes passiert.

Daher bin ich ganz froh, dass ich einen Tagesausflug nach Kennedy Meadows South mache. Monika leiht mir ihren guten Jeep. Ich nehme noch einen Hiker mit, der die letzten Tage auch bei Monika und Karl pausiert hat und in Kennedy Meadows mit seiner Trail Family wieder weiter wandern möchte. Es kommen dann noch zwei weitere Hiker hinzu, die ich bis zum Walker Pass mitnehme. Dort angekommen, lade ich zwei Hiker aus und einen weiteren ein, den ich bis Ridgcrest mitnehme. Ein kleiner Umweg für mich, aber so kann ich etwas an Hilfsbereitschaft für PCT Hiker zurückgeben. Auf dem Weg in die Stadt mache ich den Jeep dann komplett voll und lade nochmal zwei Hiker mit Hund ein.

In Kennedy Meadows South hole ich ein Packet ab, dass Dirk dort zurückgelassen hat. Er hat nur das Essen für sich mitgenommen, dass was wir für Pita und mich eingeplant hatten, hat er dort gelassen. Einen Teil des Essens hat er versucht, an andere Hiker zu verteilen. Die Snickers ist er schnell losgeworden. Pitas Hundeknochen wollte komischer Weise keiner. Auch Pitas neue Booties sind in dem Packet, ich bin mal gespannt, wie lange sie diesmal halten. Dann gehe ich noch zum Triple Crown Outfitter, ich brauche neue Garmaschen und Socken. Dann gönne ich mir noch einen Riesenburger im Grumpy Bear und freue mich, einige bekannte Hiker wieder zu treffen. Wenn ich schon nicht nach Kennedy Meadows South reingewandert bin, so habe ich es wenigstens als Tagestourist gesehen.

Den letzten Tag verbringe ich mit einkaufen und unser Essen für die nächsten Etappen zu sortieren. Am nächsten Tag bring Monika mich zum Bus nach Inyokern. Eigentlich wollte Dirk erst am Freitag Mittag am Onion Valley Campground sein, aber irgendwie ist er durch den ersten Teil der Sierra „gerannt“ und schon am Donnerstag Mittag dort. Da hab ich noch nicht mal Lake Isabella verlassen. So ist es aber auch ganz nett, er trampt ins Tal runter und nimmt Pita und mich an der Bushaltestelle in Independence in Empfang.
Ich freue mich über Dirks Erzählungen vom ersten Teil der Sierra:

Mt Whitney und Forester Pass

Dirk:

Der Sequoia National Park schlug mich total in seinen Bann. Die Sequoias sind solch wunderschöne Bäume und ihr rotes Holz hat eine wunderbare Strahlkraft. Kontinuierlich nahm die Höhe und damit die Schneefelder zu. Auf der Südseite der Pässe ist es lange schneefrei, aber sobald ich auf die Nordseite wechselte, war es eine Winterlandschaft. Man wusste nie, was einen dort erwartet. Flache geschwungene Hänge oder steile Abbrüche. Immer wieder war ich angespannt. Reicht die spärliche Eisausrüstung bestehend aus Grödel, Trailrunnern und Pickel für die bevorstehenden Pässe aus und bin ich überhaupt noch fit genug dafür. Meine Bergfahrten haben nun auch in den letzten Jahren sehr abgenommen.

Immer wieder kreuzt der Fluss meinen Weg und damit bleibt auch die Verbindung zu Silja und Pita weiter bestehen. Die nächste Nacht verbringe ich an einem magischen Ort: an der höchsten Stelle eines der vielen Pässe neben wunderbaren Felsgestalten. Die Aussicht ist traumhaft. Am nächsten Morgen nehme ich zu den beinen Sequoias Kontakt auf. Sie haben eine Botschaft an mich. So wie sich der junge neue Teil um den alten windet, so soll auch ich neue und alte Teile miteinander verbinden und aus den alten Elementen, sollen die neuen entstehen.

Shiva ist der Gott der Zerstörung und Erneuerung. Das ist eigentlich auch meine Energie. Jetzt ist  wohl mal Vishnu an der Reihe der Gott des Erhaltens und Pflegens.

Wahnsinnig motiviert und voller Energie geht es voran, bis ich abends spät im Camp am Mount Whitney ankomme. Es ist der höchste Berg der USA ohne Alaska. Als “alter Bergsteiger“ muss das sein.

Ich starte um fünf Uhr morgens. Niemand ist zu sehen und ich grinse vor mich hin, typisch PCTler schlafen wieder bis in die Puppen. Die winterliche Berglandschaft ist so wunderschön. Erinnerungen an das Lebensgefühl, als ich noch jedes Wochenende in den Alpen war, beflügeln mich und so stürme ich voran. Es geht in endlose Serpentinen hoch. Steile Schneefelder machenn den Aufstieg anspruchsvoll. Zum Glück sind sie max. 100m breit. Nanu, was für ein Tier kommt mir denn da entgegen mit Lederhut? Da war ich mal wieder zu schnell mit meinem Urteil. Ich bin nicht der Erste, sondern der letzte am Berg. So kommen mir die ganzen PCTler, die den Sonnenaufgang am Gipfel bewundert haben, nun entgegen und das Tier mit Hut ist Dave, den ich schon kennengelernt habe, als ich der Assistent Trail Angel war und ihn mit Cola bewirten konnte.

Kurzer Plausch und unsere Wege trennen sich wieder. Die Gipfel Aussicht ist natürlich traumhaft. 

Der Abstieg durch die Schneefelder ist ermüdend und so kürze ich ab, indem ich die Geröllhalden abfahre und bald auch Dave eingeholt habe, mit dem ich zusammen absteige. Er hat seine komplette Ausrüstung und Verpflegung mit auf den Gipfel getragen, weil er nicht auf Leichtgewicht steht. Ist für ihn cheating. Hab ich nicht ganz verstanden und ist mir auch völlig egal. Wie sagt mein Onkel immer“ Jeder Jeck ist anders“ und so soll jeder machen, wie er mag. Ich steh auf den Alpinstil. Schnell und dreckig.😁

Danach noch ein paar Kilometer weiter und ich schlage mein Zelt vor der erstrn Flußüberwuerquerung auf. Am nächsten Morgen um fünf  Uhr bis zum Bauch im kalten Wasser. Alles klar. Jetzt geht’s zur Sache. Ich bin in der Sierra. Es geht weiter, noch ein paar kalte Bäche, aber eigentlich bin ich viel zu aufgeregt als das es mich wirklich schockt. Ich muss flott weiter. Der höchste Pass der Sierra, mit 4000 Höhenmetern und wohl auch der schwierigste, stehen an. Als ich um neun Uhr davor stehe, ist zum Glück der Schnee noch nicht sulzig. Die Beschreibungen in Far karpiere ich nicht so richtig und so beschließe ich, einen auf Lemming zu machen. Einfach den Spuren der anderen nach rechts folgen. Plötzlich teilen sich die Spuren. Ein Teil geht nach links in den steilsten Teil der Wand, einige gerade hoch in die Felsen und ein Teil nach rechts Richtung Geröllhalde. Stand nicht in Far Out wir sollen nicht nach rechts oben steigen weil da uns schwierige Felskletterei erwartet? Ich bin ja mehr der Fels- als der Eisklettern, aber soll ich es mir unnötig schwer machen? Was soll das? Ich folge den Spuren nach rechts zum Geröll. Das sieht am einfachsten aus. Getäuscht zwei Schritte hoch und wieder abgerutscht. Hier hoch mit Gepäck ist eine wahnsinnige Schinderei. Wer ist denn so bescheuert und klettert die steile Schutthalde hoch? Nur ich, denn bei genauem betrachten erkenne ich, dass ich dem Track eines Schneehasens gefolgt bin. Oh Mann Dirk.

Noch mal in Far Out geguckt und es ist klar. Ich muss nach links durchs Eis bis zu den Serpentinen und dann wird’s einfacher. Bei der Querung auf die andere Seite komme ich auch wieder in den Modus „Gehen mit Steigeisen“ rein und es macht richtig Spaß, durch die Wand zu laufen.

Es gibt keine Spur durch die linke Wand und vor den Serpentinen wird es so steil,  dass ich auch die Haue vom Pickel einsetze, um hoch zu steigen. Ich bin nur froh, dass ich Pita, unsere Chaotin,  nicht im Schlepptau habe. Den Trailrunnern und Microspikes trau ich nicht. Es wäre ein Fest, mit Steigeisen und „richtigen Schuhen“ hier unterwegs zu sein. Der restliche Aufstieg ist, bis auf ein gut gespurtes Colouir, schneefrei und völlig einfach zu besteigen. Auf dem Pass schaue ich in ein komplett verschneites Tal und tief unter mir auf zugefrorene Seen. Ich bin erschrocken, wenn der Schnee hier so ist, wie auf der anderen Seite, wird das ein extrem langer und anspruchsvoller Abstieg. Ich teste ihn und stelle fest, er ist sulzig. Perfekt erscheint er sogar. Ich springe kurzerhand in den Hang und erlebe meine tollste Skiabfahrt meines Lebens ohne Ski. Hunderte Meter rase ich den Hang auf brechenden Eisschollen und in rauschendem und glitzernden Eiskristallen die Wand herunter. Nicht einmal gestürzt. Die Verhältnisse sind einfach perfekt.

Durch die schnelle Abfahrt habe ich bestimmt zwei drei Stunden Abstieg gespart. Der Forester Pass war die Grenze zum Kings Canyon. Ich laufe noch das Stück zum Camp mühevoll durch wiedrige Schneeverhältnisse. Was soll’s. Am nächsten Tag geht’s über den Kerseag Pass nach Independence, wo ich Silja und Pita wiedertreffen werden. So spannend es war, ich möchte doch lieber, so schnell wie möglich, mit den Beiden zusammen unterwegs sein.

Das Rauschen von Wasser und das Knirschen von Schnee

Wir verbringen in Independence die Nacht auf dem Campingplatz und versuchen in der Früh zum Onion Valley Campground zu trampen. Aber so früh scheint dort keiner hinzufahren. An uns kommt eine Frühsportlerin vorbei gewalked. Auf dem Rückweg unterhalten wir uns kurz, sie geht dann weiter, bleibt stehen, telefoniert und kommt wieder zurück. Ihr Freund würde gerade Brötchen backen, wenn die in 20 Minuten aus dem Ofen sind, kommt er vorbei und fährt uns den Berg hoch. So sitzen wir eine halbe Stunde später im Auto und genießen noch ofenwarmen Brötchen als zweites Frühstück.

Dann heißt es für mich nach einer Woche Pause wieder in den Wandermodus zu kommen. Es geht gleich steil in Serpentinen zum Kearsage Pass hoch. Ich merke schnell die Höhe, ich muss auf über 3500m steigen und habe mich in letzter Zeit unter 1000m aufgehalten. Ich muss ganz schön schnaufen. Dirk nimmt mir meinen Teil vom Essen ab, so dass ich nur noch Pitas Futter tragen muss. Pita bekommt auch noch etwas Schonung und muss nur ihren Rucksack mit etwas Essen tragen. Die hohen Berge um mich herum sind beeindruckend. Und die klare, kühle Bergluft ist so gut nach 7 Wochen Wüstenluft. Ich geniße jeden tiefen Atemzug. Zudem kommen zwei Geräusche hinzu, die uns die nächsten Wochen durch die Sierra ständig begleiten werden: das Rauschen von Wasser, das werden wir jetzt Tag und Nacht immer hören und das Knirschen von Schnee unter unseren Schuhen.


Wir steigen vom Kearsage Pass auf der anderen Seite wieder runter und befinden uns im Kings Canyon National Park. Meine Schuhe und Socken sind mittlerweile durch den Schnee und die kleinen Bäche durchnässt. Dirk meint nur, dass das jetzt so bleibt, bis wir das nächste Mal einen Pausentag machen. Wir schaffen es leider nicht bis zum PCT zurück, nach 13 Kilometern bin ich ziemlich platt, habe durch die Höhe leicht Kopfschmerzen. Zudem zieht eine schlecht Wetterfront auf. Dirk sucht schnell ein halbwegs mögliches Plätzchen für unser Zelt. Im Vorzelt haben wir auf der einen Seite einen dicken Felsen, sowie auf Dirks Schlafseite einen größeren Stein unterm Zelt und Mal wieder steht es völlig krum und schief. Egal, schnell ins Zelt, alles zumachen und schon geht der Graupelschauer los. Dirk legt sich um den Stein herum, Pita findet ihn super und nutzt ihn als Kopfkissen. Ich bin so erschöpft, dass ich am frühen Nachmittag schon sofort einschlafe.


Gegen Abend wache ich auf, der Graupelschauer hat aufgehört. Wir befreien unser Zelt vom Schnee, kochen schnell was zu Abend und legen uns gleich wieder hin zum Schlafen. Am nächsten Morgen geht es mir besser, die Kopfschmerzen sind weg. Es kostet etwas Überwindung in die nassen, kalten Socken reinzuschlupfen. Die Schuhe sind gefroren, es ist gar nicht so leicht, da rein zu kommen, die Schnürsenkel sind total steif und lassen sich nicht richtig feste zubinden. Es ist noch sehr früh, unser Wecker wird jetzt immer schon um 4 Uhr morgens klingeln. Bis 9 Uhr ist der Schnee noch harsch und gut zu begehen, dann wird er weich und es ist noch okay, ab spätestens 11 Uhr ist es nur noch ein Rutschen und Schlingern und sehr mühselig. Wir wollen sicher in der Früh über die hohen Pässe kommen. Zudem werden wir durch einige Bäche müssen, die durch die Schneeschmelze eine große Herausforderung sein können. Je früher am Tag, desto weniger Wasser kommt das Tal herrunter, da es nachts noch gefriert und die Schneeschmelze unterbrochen wird. Der Unterschied von früh morgens zum späten Nachmittag können dann schon mal 10 bis 15 cm ausmachen. Es hat gerade Vollmond, so können wir ohne Stirnlampe laufen. Die Landschaft ist in Schnee und Eis gehüllt. Eine mystische Stille liegt über dem Land, die Vögel haben noch nicht mit Zwitschern begonnen und es ist nur das Knirschen des Schnees unter unseren Füßen zu hören.

Hohe Berge/ Hohe Pässe

Über den ersten Pass, der komplett mit Schnee bedeckt ist, kommen wir gut rüber. Beim Abstieg müssen wir die Eisaxt zur Hilfe nehmen. Nach dem ersten steilen, vereisten Stück haben vorallem Dirk und Pita berab ihren Spaß. Dirk fährt sportlich elegant auf seinen Füßen den steilen Hang ab. Pita rutscht freudig neben ihm runter. Mir ist es zu steil und mein Gleichgewicht ist mit dem schweren Rucksack nicht so gut. Also wähle ich die PCT Variante. Ich setze mich auf den Popo und rutsche runter. Nach der Hälfte des Hangs wird es ganz schön kalt und nass und ich wechsle in die Hocke. Zum Glück ist die Sierra Sonne sehr stark (wir benutzen gerade 70er Sonnencreme), der kalte Popo daher schnell wieder warm und die Hose trocken. Die Pässe in der Sierra sind zu weit auseinander bzw. wir zu langsam, um zwei an einem Tag zu machen. Am frühen Vormittag kämpfen wir uns schon durch den rutschig Schnee, selten haben wir eine ebene Schneefläche. Der Schnee schmilzt ungleichmäßig und es entstehen dadurch Wellen, die das Ganze noch mühseliger machen. Wir müssen auch immer wieder stehen bleiben und in unsere Navigations App schauen, wo der Weg lang geht. Die Spuren der Hiker vor uns, schmelzen zu schnell ins Unkenntliche. Am Abend sind wir 10 Stunden unterwegs und haben gerade mal 20 Kilometer geschafft.

Wasserdurchquerungen

Der nächste Tag bringt die erste schwierigere Wasserdurchquerung mit sich. Das Wasser geht bis zum Oberschenkel und hat teilweise eine starke Strömung und ist eisekalt. Dirk geht mit Pita als erstes durch, lässt sie aber nach der Hälfte von der Leine. Alleine kommt sie besser durch und springt einfach von Baumstamm zu Stein zu Ufer. Wir schaffen es alle gut auf die andere Seite. Schnell die Schuhe und Socken ausgezogen und erstmal wieder warm werden in der Sonne, bevor es wieder weiter geht. Ein heißer Kaffee und M&M beschleunigen den Aufwägmprozess.

Es ist schon faszinierend, die Schneemelze der Sierra so nah mitzuerleben. Von überall strömt Wasser ins Tal. Es sind unglaubliche Wassermassen, aus einem kleinen, zahmen Gebirgsbach wird ein wilder, reisender Fluss. Die Wassermassen suchen sich den einfachsten Weg ins Tal. Dies ist oft der Weg, so dass dieser zu einem Bach wird.

Und immer ist das Rauschen zu hören. Manchmal drehe ich mich um oder schaue abends nochmal aus dem Zelt, weil ich Stimmen höre und denke, da kommen oder sind andere Hiker. Aber da ist niemand, ich habe nur die Wassergeister gehört, über was sie sich unterhalten, bleibt ihr Geheimnis.

Ab und zu kommen wir auch in den Genuss von Brücken, teilweise sind sie aber durch die Wassergewalten ganz schön in Mitleidenschaft gezogen worden.

Wenn wir abends an unserem Schlafplatz ankommen, versuchen wir, die letzten Sonnenstrahlen auszunutzen, um unsere Schuhe und Socken zu trocknen. Je trockener diese, um so angenehmer ist es in der Früh. Es macht ein Unterschied in nasse oder feuchte Schuhe bzw. Socken zu steigen, auch wenn diese gefrieren, macht es einen Unterschied, wie feucht sie noch waren. Trocken bekommen wir sie nie ganz.

Auch wenn das Aufstehen um 4 Uhr früh ganz schön hart ist, genieße ich die frühen Morgenstunden sehr. Die Stimmung ist jeden Morgen besonders. Zweimal dürfen wir auch Raufußhühner bei der Balz beobachten. Die Art hier ist etwas kleiner wie Auerwild. Die Männchen blähen sich aber genauso imposant auf, breiten ihre Schwanzfedern zu einem schönen Fächer auf und tänzeln um die Damen ihrer Wahl herum. Da sie so beschäftigt mit ihrem Umwerben sind, beachten die sonst sehr scheuen Tiere uns nicht und wir können relativ nah heran und eine Weile zuschauen.

Baumgiganten

Wir kommen immer wieder an alten Baumgiganten vorbei. Mein Liebling ist der Sierra Juniper, der Westamerikanische Wacholder. Ich kenne Wacholder bei uns nur als Busch. Hier sind es Baumgiganten, Überlebenskünstler, die aus den Felsen in den Himmel ragen. Eine Baumsorte ragt so unglaublich hoch in den Himmel, dass ich mir wie eine winzige Armeise vorkommen.

Am dritten Tag haben wir den schwierigsten Pass, den Mather Pass mit 3688m vor uns. Wir sind am Vortag bis fast unterhalb des Passes gelaufen, hatten aber Glück, dass wir unter einem Baum ein schneefreies Fleckchen für unser Zelt gefunden haben. Wir stapfen in der früh noch eine Stunde bis zum Fuss des Passes. Wir lassen Pita immer vor den Aufstiegen kurz frei laufen, damit sie sich austoben kann und dann ruhiger hinter Dirk herläuft. Wir ziehen ihr die Booties aus. Sie rennt wie verrückt durch den Schnee, genießt die Freiheit. Würde sie jetzt die Booties verlieren, würden wir lange danach suchen und es wäre fraglich, ob wir sie wieder finden würden. Zudem braucht sie im vereisten/harschem Aufstieg ihre Krallen. Rutscht sie ab, würde es schwer für Dirk werden, sich und sie zu halten. Natürlich rennt Pita auch über die Granitfelsen, die aus dem Schnee herausragen und steckt in jede Spalte ihre Nase, um zu schauen, ob die Murmeltiere oder Erdhörnchen schon aus ihrem Winterschlaf erwacht sind. Von jedem Freigang kommt unser Wildfang mit blutigen Pfoten wieder, der Granit ist sehr scharfkantig.
Wir wagen mit Mikrospikes und Eisaxt den Aufstieg. Als es steil wird, sind glücklicherweise schon gute Tritte in den Schnee gehauen, die wir für uns nutzen können. Das macht den Aufstieg deutlich leichter und ich bedanke mich in Gedanken, bei dem Erschaffer dieser Tritte. Mir macht der Aufstieg richtig Spaß. Dirk ist wegen Pita deutlich angespannter. Unsere Zappelliesel macht es aber richtig gut und läuft ruhig und brav hinter Dirk her. Der Aufstieg ist geschafft.

Zur Belohnung darf Pita auf der anderen Seite frei hinunterpesen, natürlich mit Vollgas und Purzelbäumen. Sie springt wieder über Granitfelsen und kommt mit blutigen Pfoten zurück. Ab sofort wird der Freigang gestrichen.

Nach vier Tagen und vier Pässen steigen wir relativ weit ins Kings Canyon Tal hinab und kommen in den Genuss eines schneefreien, ebenen Teil des Trails. Wir kommen kraftsparend gut voran. Hier macht sich der Frühling bemerkbar, alles ist grün und die ersten Frühlingsblumen fangen an zu blühen. Wir verlassen dann aber den PCT. Eine Brücke ist letztes Jahr bei der Schneemelze zerstört worden und die Flussdurchquerung ist zu gefährlich. Wir müssen die Stelle über zwei Pässe, Bishop und Piute Pass, umlaufen. Zudem müssen wir wieder Lebensmittel einkaufen. Wir hoffen, im Parcher Resort einkaufen zu können, dass würde uns das Trampen nach Bishop ersparen. Wir haben Glück, Parchers hat vor ein paar Tagen für die Saison eröffnet. Wir gönnen uns mittags erstmal einen Kaffee und Muffins. Ein Burger mit Pommes wäre uns lieber gewesen, aber das Restaurant ist noch zu. Auch der Laden scheint nur noch die Reste der letzten Saison zu haben. Wir bekommen eine Packung Macaroni and Cheese und Riegel. Die Dame an der Kasse scheint Mitleid mit uns und unseren ratlosen Gesichtern vor dem Regal zu haben. Sie schenkt uns drei Trekking Malzeiten aus ihrem Privatbestand. Wir lassen ihr dafür ein dickes Trinkgeld da. Nun müssten wir bis Vermillion Valley Resort durchkommen.


Der Piute Pass ist nicht sehr steil, zieht sich aber lange durch ein Tal. In der High Sierra gibt es unglaublich viele Seen. Momentan sind alle noch zugefroren. Wir nutzen dies oft zum Kraftsparen und laufen am Rand über die noch dick gefrorene, flache Eisschicht anstelle am Ufer entlang durch den Schnee zu stapfen und rutschen.


Der Vorteil bei der dicken Schneedecke über der Landschaft ist, dass wir uns einige Wasserüberquerungen sparen. Teilweise sind die Bäche noch komplett zugedeckt. Wir laufen über den Schnee und hören unter uns Wasser gurgeln. Oder die Bäche sind erst teilweise von der Schneeschicht befreit und wir finden noch eine Schneebrücke, die uns hilft trockenen Fusses über den Bach zu gelangen. Für mich ist es jedes Mal etwas aufregend, hält die Schneedecke oder nicht, lande ich gleich im eiskalten Wasser?


Wir kommen an Mt Goethe vorbei, nach dem deutschen Dichter wurden hier ein Berg, ein See und ein Gletscher benannt. Die morgendliche Stimmung der Schneelandschaft passt zu Wanderes Nachtlied von Goethe: „Über allen Gipfeln ist Ruh, in allen Wipfeln spürest du, kaum einen Hauch…“


Nach dem Piute Pass wandern wir wieder runter in das Kings Canyon Tal und stoßen wieder auf den PCT. Wir wandern durch schneefreiere Stücke, dafür werden die Bachdurchquerungen mehr. Zeit, um die Socken auszuwringen oder das Wasser aus den Schuhen zu drücken haben wir nicht, dafür müssen wir zu oft durch Bäche. Wenn es zu sehr in meinen Schuhen schwabt, lasse ich kurz das Wasser aus meinen Schuhen laufen.


Auch haben wir nicht immer Zeit, Pitas Booties an und aus zuziehen. Nur bei den größeren und schwierigeren, machen wir dies. Leider verlieren wir so zwei Booties von ihr. Ihre Hinterpfoten sind nicht so stark belastet, die müssen jetzt ohne Booties auskommen. Ich versuche, noch besser, ihre zwei letzten Booties im Blick zu haben. Und dann kommen wir an einen Bach, wo uns dass Wasser bis zur Hüfte geht und es eine ordentliche Strömung hat. Dirk kommt mit Pita gut ans andere Ufer. Ich wage mich zwei Meter hinein und kehre um. Ich habe das Gefühl, nicht die Kraft für die Strömung zu haben. Dirk kommt nochmal zurück und bringt meinen Rucksack ans andere Ufer. Ich versuche es nochmal ohne Gepäck und schaffe es einen Meter weiter, bevor ich erneut umdrehe. Dirk kommt nochmal durch das eiskalte Wasser und wir gehen gemeinsam, Schritt für Schritt, feste aneinander geklammert rüber. Das war bisher definitiv das Herausfordernste auf diesem Trail. Wir sind total durchgefroren, vorallem Dirk mit seinen vielen Extratouren durch den Bach. Wir ziehen uns schnell aus und lassen uns in der Sonne auf einem warmen Felsen wärmen. Als wir weiter laufen, sehen wir, dass 500 Meter weiter unten der Bach deutlich leichter zu durchqueren gewesen wäre. Na ja egal, Hauptsache wir sind sicher auf der anderen Seite.

Plagegeister

Wir kommen an unserem Schlafplatz an und werden zum ersten Mal darauf eingestimmt, was uns nach der High Sierra, dem Schnee und den Wasserdurchquerungen als nächste Herausforderung erwarten wird: Moskitos. Es wimmelt nur so von den aggressiven Viecher. Dirk baut schnell das Zelt auf, verfrachtet den Hund darin und zündet ein kleines, rauchiges Feuer an. Wir hatten die Hoffnung, dass der Rauch uns wenigstens etwas die Dinger vom Leib hält. Leider Pustekuchen. Ich ziehe mir Regenhose, Regenjacke, Handschuhe und Moskitonetz fürs Gesicht an und koche das Abendessen, während Dirk zu Pita ins Zelt flüchtet. Wir schlingen das Essen runter und sind froh uns endgültig ins Zelt zu verkriechen zu können. Pipi machen verkneife ich mir für den restlichen Abend. Zu Duzenden kleben die fiesen Aasgeier an der Außenseite unserer Zelteingänge und warten darauf, dass wir doch noch rauskommen. In der nächsten Stadt wird definitiv Mückenspray gekauft.


Und dann kommen wir nach sieben Tagen und sieben Pässen über 3000m nach Vermillion Valley. In dem Resort dürfen PCT Hiker umsonst zelten und bekommen zur Begrüßung ein Freigetränk. Wie immer, wenn wir zurück in der Zivilisation sind, beschäftigen wir uns erstmal mit Essen und Trinken. Wir gönnen uns zu Mittag einen Burger. Nachdem wir halbwegs satt sind, stöbern wir durch den Laden, wir haben absolut nichts mehr und die nächste Stadt ist zwei Tage entfernt. Alles ist sehr teuer, ein Tütchen löslicher Kaffee für eine Tasse kostet 2 Dollar. Es hilft nichts, wir müssen hier einkaufen, zumindest für zwei Tage. Abends gönnen wir uns nochmal ein richtiges Essen im Restaurant, entscheiden uns aber ein Gericht zu teilen. Die Künste des Kochs sind auch eher bescheiden.

Wir stapfen zwei weiteren Tagen durch Schnee und überqueren zwei weitere Pässe. Vor allem wenn es Berg runter durch Schnee durch Wald geht ist es anstrengend, das Navigieren ist zeitraubend. Teilweise komme ich mir vor wie Sherlock Holms auf Spurensuche („Hast du Fussabdrücke im Schnee gesehen? Hast du den Trail entdeckt?“) Beim Rutschen durch den Schnee müssen wir aufpassen, nicht gegen Bäume zu rutschen oder an Ästen hängen zu bleiben. Meine Beine haben schon überall blaue Flecken und Ratzer.  Als ich wieder mal rutsche und mir das Bein aufschürfe, habe ich genug. Beim nächsten Zeltplatz hören wir für den Tag auf und ich muss mich erstmal hinsetzten und weinen. Manchmal hilft einfach nur weinen und dann sieht die Welt schon gleich wieder besser aus. Wir haben einen traumhaften Schlafplatz mit tollem Blick auf Berge gefunden.

Wir kommen im Red Meadows Resort an. Aktuell ist die Straße von dort nach Mammoth Lake noch geschlossen und es fährt daher kein Shuttle in die Stadt. Also müssen wir nochmal 6 km den Berg hoch durch Schnee um nach Horseshoe Meadows zu kommen, von dort fährt ein Shuttle in die Stadt. Wir entdecken zum ersten Mal frische Spuren im Schnee von einem Bären. Völlig platt kommen wir in Horseshoe an, Dirk hat 15 Tage Sierra ohne Pause hinter sich. Wir haben Glück und erwischen den zweitletzten Shuttle. Mammoth Lake ist ein schnuckeliger Skiort. Es geht erstmal zum Supermarkt, viel Essen einkaufen. Wir entscheiden uns, mal wieder im Motel 6 einzuquartieren. Ich habe zum ersten Mal keine Lust im Zelt zu sein, sondern etwas Luxus für unseren Pausentag zu haben. Dirk legt sich gleich ins Bett, mit essen hört er nicht auf. Es ist unglaublich was er alles in sich hineinfuttern kann. An Pausentagen ist er gefühlt nur am Essen.


Gegenüber ist der Waschsalon, ich mache mich ans Wäsche waschen. Der Geldwechselautomat ist nur leider kaputt. Mein 20 Dollar Schein sollte eigentlich in drei 5 Dollar Scheine und der Rest in Quater Münzen gewechselt werden. Plötzlich fühle ich mich wie in Las Vegas am Einarmigen Banditen. Das Rattern der Münzen hört einfach nicht auf, nur dass ich mich über meinen“ Gewinn“ nicht freue. 20 Dollar in Quater ist ein ordentliches Gewicht, die muss ich morgen beim Einkaufen schnell wieder los werden.

Nachts wachen wir plötzlich von einem lautem Rumms auf. Pita rennt gleich zur Tür und knurrt heftig. Ich gehe zum Fenster und schaue raus. Im ersten Moment sehe ich nichts, dann fällt mein Blick auf den schweren, metallene, bärensicheren Mülleimer. Er ist umgeschmissen. Es scheint ein Bär rumzugeistern. Vor dem Schlafen gehen, hatte ich noch was reingeworfen, der Kontainer war bis oben voll und nicht richtig verriegelt. Ich habe ihn dann richtig verschlossen, der Bär hätte ansonsten ne richtige Party im Hinterhof veranstalten können. Kurze Zeit danach geht der Alarm von einem Auto los. Der Bär scheit überall sein Glück zu versuchen.

Den nächsten Tag verbringen wir mit Essen, Einkaufen und unsere Ausrüstung zu erneuern. Dirk und ich brauchen jeweils eine neue Stockspitze und Pita bekommt zwei neue Booties. Wir probieren die festen Booties von Ruffwear mit Vibram Gummisohle aus, letztendlich kommen wir zu dem Schluss, dass nur die Protector Booties von NonStop Dogwear sich zum Longdistanz-Hiking eignen.

Yosemite

Und dann geht es Richtung Yosemite. Nach dem ersten Pass, der uns in den National Park bringt, steigen wir ins Tal hinab und wir kommen nach anstrengenden Tagen in den Genuss über mehrere Kilometer schneefrei auf ebener Strecke durch das Tal zu wandern. Ein Bach schlängelt sich durch und Maultierhirsche grassen am Ufer. Links und rechts türmen sich Granitgiganten auf. Eine friedliche Idylle.

Yosemite ist deutlich schneefreier wie Kings Canyon, dafür haben wir auch deutlich mehr Flussdurchquerungen vor uns. Ich schaue mir am Abend vorher immer die geplante Strecke für den nächsten Tag an, vor allem wo es schwierige Durchquerungen gibt. Wir versuchen, unsere Etappen so zu planen, dass wir diese am Vormittag machen. Wir queren einen Fluss direkt unterhalb eines Wasserfalls. Ein Fluss müssen wir mit Hilfe eines riesigen umgefallenen Baum überqueren, darunter schäumt und brodelt das Wasser. Dirk kommt gut rüber, Pita tänzelt leichtfüßig ans andere Ufer. Ich traue meinem Gleichgewichtssinn nicht und robbe mich sitzend über den Baumstamm. Wir kommen in ein Tal, dass völlig überschwemmt ist, ein Bacharm kommt nach dem nächsten, wir müssen sicherlich 5 Mal durch oder mit Hilfe von Baumstämme über das Wasser, teilweise geht es bis zum Bauch.


Auch hier im Yosemite grüßt der Frühling, ich erfreu mich wieder an den Frühlingsblumen und bin auch hier über die unglaubliche Vielfalt beeindruckt. Und manchmal stoßen wir auf unerwartetes. Oben am Bensen Pass treffen wir auf einen Frosch oder eine Kröte, die anscheinend etwas aus der Art geraten ist und Schnee liebt.


Da Pita nicht mehr frei die Pässe runter rennen/purzeln darf, hat sie sich eine neue Strategie überlegt. Sie nimmt Dirk als Bremsblock und lässt sich zwischen seine Beine rutschen. Dadurch ist es mit Dirks sportlich eleganten Abfahrstil vorbei. Mehr als einmal werden beide zu Bruchpiloten. Ich stehe oben und betrachte das Spektakel leise vor mich hinkicherned. Wenn es eben durch den Schnee geht, wirft sich Pita auf den Rücken, strampelt wie wild mit ihren vier Beinen in der Luft und möchte durch den Schnee gezogen werden. Dirk findet das nicht so lustig, 18 Kilogramm zusätzlich hinter sich her zuziehen ist für ihn nicht so spaßig.

Wir verlassen den Yosemite und der Schnee wird immer weniger, auch die Wasserdurchquerungen, wir kommen in den Genuss über Brücken ans andere Ufer zu kommen. Wir wandern durch ein schneefreies Tal, als Dirk meint, es wäre mal wieder Zeit für Trail Magic, hätten wir seit der Wüste nicht mehr gehabt. Und manchmal hat mensch einfach das Glück, einen Wunsch auszusprechen und diesee wird sofort erfüllt. Wir biegen um die Ecke und kommen auf eine Straße. Am Rand steht ein Pickup und ein Pavillion mit mehreren Campingstühlen. Wir werden freudig begrüßt und mit kalten Getränken, Snacks und frischem Obst verköstigt. Das Beste ist aber, dass Pita zum ersten Mal Trail Magic bekommt. Einen Napf mit kaltem Wasser und viele Hundekuchen!

Am nächsten Morgen kommen wir über den letzten hohen Sierra Pass, Sonora. Von dort trampen wir nach Kennedy Meadow North. Uns nimmt schnell jemand mit. Allerdings bin ich eine halbe Stunde später froh, wieder aus dem Auto draußen zu sein. Der Fahrer ist über 80 Jahre, hält gerne Augenkontakt mit Dirk, der neben ihm sitzt, untermalt seine Erzählungen mit Gesten und seinem Redebedürfniss ist etwas schwer zu folgen. Die Straße ist sehr kurvig und eng, es geht steil ins felsige Tal hinunter.

Good bye High Sierra

Wir lassen die High Sierra hinter uns und haben den anstrengensten Teil der Sierra und vermutlich des PCTs geschafft. Wir können unseren Bärenkanister abgeben, ab jetzt kommen wir mit unserem Ursack durch. Unsere Eisgeräte schicken wir nach Washington zu Trail Angels vor, ab jetzt kommen wir auch ohne diese aus. Unsere Rucksäcke sind deutlich leichter. Am nächsten Morgen geht es wieder per Trampen zum Pass hoch. Wieder haben wir einen Herren über 80 Jahre mit ähnlichem Fahrstil und ähnlichem Redebedürfniss. Wieder bin ich froh,  das Auto verlassen zu dürfen.

Der Schnee wird immer weniger. Wir haben oft einen Trail vor uns, wo sich Schnee und Schneefrei auf wenigen Metern abwechseln. Dort wo noch Schnee liegt, ist es oft ein Schneehügel, teilweise über einen Meter hoch. Das bedeutet, dass der Weg nicht mehr eben ist: Schneehügel rauf, Schneehügel runter, Trail und dann das Ganze wieder von vorne.


Nach vier weiteren Tagen kommen wir in Echo Lake an. Wir feiern das Ende des Abschnitts Sierra mit einem großen Milchshake und gönnen uns in South Lake Tahoe einen Pausentag. Nach 77 Tagen auf dem PCT haben wir zwei von drei Abschnitten gemeistert. Ich werde die Sierra mit Schnee, Eis, Wasser und Wildblumen in Erinnerung behalten.